Tagesmeldung vom 08.09.2024
Törn 0862 | Sternenzelt unter Segeln
zu Anker vor Groß Schwansee
Position 54°00,9′ N|011°00,1′ E
Kurs, Speed 086 | 0,0kn
Etmal 7nm
Wind E – 1bft
Luftdruck 1010 hpa
Bedeckung 1/8
Temp (L/W) 26°C, 20°C
Um 3.45 Uhr kommt die geflüsterte Weckmeldung zur Ankerwache. Mildes Wetter – Prima! Dann brauchen wir keinen Zwiebellook und kein Ölzeug. Ein Stammcrew-Mitglied erklärt uns beiden Trainees worum es geht: Halbstündlich wird der Anker geprüft, dass er richtig liegt – steht die Ankerkette senkrecht nach unten? Der Fuß wird auch an die Ankerkette drauf gestellt und geprüft, ob etwas vibriert oder sich merkwürdig anfühlt. In der Navi wird so einiges eingetragen, Position, Wind etc. Die Wassertiefe wird auch notiert und wir lernen wo die MOB-Taste zu finden ist. Wenn nicht gerade das Schiff so gedreht ist, dass das Deckshaus im Wege ist, wird auch gepeilt und der Kompasskurs eingetragen. Ach ja, alle 30 Minuten gehen wir durchs Schiff und prüfen, dass alles in Ordnung ist, es nirgendwo nach Rausch riecht oder uns etwas Anderes auffällt.
Da wir die 4-6 Ankerwache sind, ist es auch unsere Aufgabe 80 schöne Brötchen zu formen aus dem Teig, die eine frühere Ankerwache hergestellt hat. Es wurden allerdings 83 Stück und jetzt wissen wir außerdem, wo in der Messe das Mehl versteckt ist. Der Teig klebte doch etwas an den Händen. Ratzfatz sind die 2 Stunden vorbei und wir wecken die Backschaft (die unsere schön geformten Brötchen backen wird 🙂 und die nächste Ankerwache.
Da es weniger als eine Stunde bis zum allgemeinen Wecken ist, lohnt es sich nicht in die Koje zu krabbeln. Dafür genießen wir einen malerischen Sonnenaufgang. An Deck wird gefrühstückt mit einem leckeren Obstsalat, die frisch gebackenen Brötchen, Brot und Rührei. Nach dem Frühstück gibt es die Riggeinweisung und wir entern auf. Bei manchen von uns mit viel Vorfreude während anderen etwas mulmig zumute sind. Keiner muss in den Rick, aber letztendlich sind, meines Wissens nach, sind alle aufgeentert.
Da wir strahlenden Sonnenschein haben, aber leider kaum Wind, wird die Zeit für viele Informationen und Begriffe benutzt. Da bin ich sehr froh das Bordhandbuch als Lektüre genutzt zu haben. Die Seefahrersprache ist doch eine ganz eigene. Auch der Vormittag ist wie im Fluge vorbei. Wir haben die Rahen gebrasst und viel gelernt. Das wird bestimmt noch ein paar Wiederholungen benötigt werden, bevor die Fachbegriffe sitzen. Ein Highlight de Tages war es als ein Schweinswal gesichtet wurde!
Da wir eben nicht viel Wind haben, kam nach dem leckeren Curry zum Mittagessen von Blackie die Idee das Dinghi auszusetzen und eine Runde zu baden. Als unser Beiboot fast im Wasser liegt, kommt der ersehnte Wind und damit eine Planänderung: Wir setzten die Segeln und wollen endlich segeln! Also wird das Dinghi wieder rein geholt, die Segel gesetzt und wir segeln endlich los – zwar langsam aber immerhin. Dafür haben wir die Unter- und Obermarsen an beiden Toppen sowie den Innen- und Außenklüver gesetzt. Fieren, holen, langsam aufkommen lassen, Stopper sitzt. Ha, manche Vokabeln sitzen schon mal! Es fehlen jedoch noch so einige. Macht nichts, es ist erst Sonntag und wir haben noch 5 Segeltage vor uns. Wird schon!
Da wir vor Anker lagen, musste der Anker natürlich vorher geborgen werden. Ich durfte zusammen mit einem Stammcrew-Mitglied den Blaumann anziehen und in den Ankerkettenkasten steigen. Unsere Aufgabe war es die Kette in ihrem Kasten so zu verstauen, dass sich nichts verknoten oder verhaken kann damit beim nächsten Ankerlegen alles glatt läuft. Glaubt mir, so eine Ankerkette ist schwer! Da wir so schönes Wetter haben, war es außerdem ordentlich warm in dem kleinen Raum, wo die Kette gestaut wird. Ich freue mich schon auf meine Dusche heute Abend 🙂 Die Kette muss in allen Ecken des Kettenkastens richtig schön ausgelegt werden um den Platz gut zu nutzen. Da wir zu zweit waren, wechselten wir uns ab und alles lief reibungslos ab. So eine Kette bringt einiges an Schlick vom Meeresboden nach oben. Deswegen wird die Ankerkette auf dem Weg nach oben gespült, bevor sie in uns in den Kettenkasten kommt.
Jede Manöver an Bord besteht aus viele einzelne Aufgaben. Unsere Toppsgäste (oder heißt es vielleicht Toppsgasten? Hmm, ich glaube schon) erklären vor jeder Manöver, was wir zu tun haben und was wir damit bewirken. Bevor die Segel gesetzt werden, müssen sie ausgepackt werden, Tampen vorbereitet werden, an machen Stellen Lose gegeben und so einiges mehr. Den Überblick da zu behalten ist schon beeindruckend!
Bald wird es Abendbrot geben und wir werden vor Anker gehen. Das möchte ich natürlich nicht verpassen und komme daher zum Ende dieser Tagesmeldung. Wir können bestimmt einen traumhaften Sonnenuntergang genießen und uns über die heutigen Erlebnisse austauschen bevor wir blitzschnell in den Kojen einschlafen – frische Luft und Bewegung macht bekanntlich müde und davon hatten wir heute ganz viel. Ich freue mich auf alles, was morgen kommt und grüße meine lieben Daheimgebliebenen 🙂
Ach ja, ich bitte alle grammatikalische Ungereimtheiten einfach überlesen – Deutsch ist nicht meine Muttersprache 😉
Königin Annette wird gegrüßt.