Tagesmeldung vom 09.09.2024

Törn 0862 | Sternenzelt unter Segeln
Lübecker Bucht

Position 54°08,5′ N|011°02,1′ E
Kurs, Speed 064 | 3kn
Etmal 13nm
Wind NW – 4bft
Luftdruck 1002 hpa
Bedeckung 8/8
Temp (L/W) 18°C, 20°C

Wenn vor Fehmarn die rote Sonne um Meer versinkt
und die Brücke im glänzend Licht so schön erglimmt…

Tag 3 unsere Ostseetörns. Zur Abwechslung fing der Morgen heute feucht fröhlich an. Alle waren gut gelaunt und wollten ins Rigg. Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte, mussten wir aber erst mal des Wasser von den Planken schieben. Jetzt, jetzt… immer noch nicht…. Denn erst mal Rein Schiff für alle…. Jetzt aber, endlich. Segel auspacken und setzen. Die Marsen, Fock und Groß werden vom Wind erfasst und endlich, endlich segeln.

Das erste Mittag beim Rauschen des Wasser, mit Wind im Gesicht. Die Anstrengungen hatte sich gelohnt. Alle wachsen immer mehr zusammen und es ist erstaunlich, wie schnell wir von einem gemischten Haufen aller Berufs- und Altersgruppen zur einem „All Hands“ werden. Besser geht immer, aber das Leben ist ja auch kein Wettbewerb. Jeder findet seinen Platz! Keiner muss und alle wollen. Was der eine nicht weiß oder kann, zeigt ihm der andere. Die Dialekte spielen keine Rolle mehr, sondern machen eher neugierig. Vom tiefsten Bayern bis zum irischen Helden. Viele der Crew treffen sich wieder, kennen sich von früheren Törns. Teils von vor über 10 Jahren. Zu erzählen gibt es eine Menge. Alte Neckereien leben wieder auf, Erinnerungen holen uns ein: ‚Weißt Du noch damals?‘ Oder Fragen nach den anderen Törns. ‚Lohnt sich das? Ich hab da bisschen Respekt vor. Und wenn es da Streit gibt? Du kannst ja nicht einfach weg….‘

Und dann, zwischen all den Gesprächen…. ‚All Hands mit Gurtzeug!‘ geht der Ruf durch´s Schiff. Aus allen Ecken kommen Helfer und stellen sich auf. Segel einfangen. Wer geht an die Kopfzeiser? Wer folgt? Wer geht auf den Klüver? Ohne lange Worte teilen sich die Freiwilligen, Neugierigen und Profis untereinander auf. Wir entern das Rigg erneut an diesem Tag und sind mega schnell, im Vergleich zu gestern. Keine Profis aber das wollen wir auch nicht sein. Wir wollen Spaß, Abenteuer und Miteinander. Und als der Anker fällt, geben sich viele ein stolzes High Five, werden Schultern geklopft und anerkennende Worte durch die Chefs verteilt.

Und dann geht sie unter, die Sonne. Und sie taucht die Fehmarnbrücke in ein atemberaubendes Rot. Wir sitzen auf der Brücke und schreiben die Tagesmeldung. Ich bekomme Gänsehaut, nicht nur vom kalten Westwind. Dafür hat es sich gelohnt.

Euer Grumpy Old Man und die Kulturministerin Miriam