Tagesmeldung vom 04.11.2021

Tagesmeldung vom 04.11.2021

Törn 0742 | Brest – Vigo
Bay of Biscay


Position 45°16,6 N|008°22,3 E
Kurs, Speed 215, 6kn
Etmal 139nm
Wind N – 5-6bft
Luftdruck 1022 hpa
Bedeckung 3
Temp (L/W) 13°C, 14°C

Heute startete der zweite volle Tag auf See für den Törn 742 und heute morgen haben wir die Hälfte der Biskaya durchquert. Wir segeln wie auch gestern vor dem Wind bzw. mit raumen Wind von Steuerbord und machen gut Strecke, was auch den Wellen zu verdanken ist, welche das Schiff nicht sonderlich stoppen.
Einige Besatzungsmitglieder wünschen sich wohl weniger Seegang um endlich Seebeine zu bekommen. Die Kombüsen-Crew schlägt sich heldenhaft unter den welligen Bedingungen. Die 4-8 Wache startete im Dunkel der Nacht und wie es sich für die Jahreszeit und Position gehört, dämmert es erst gegen Wachwechsel um acht. Nachdem Rudergänger und Ausguck verteilt wurden, machten sich auch die beiden Brötchenformer an die Arbeit. Der Teig, der von der 0-4 Wache vorbereitet wurde, wartete ungeduldig auf seine Massage. Anschließend sammelte sich die 4-8 Wache zu einem kleinen Vortrag über Kollisionsverhütungsregeln auf der Brücke, wo im Dunkel der Nacht auch anschaulich an Beispielen das theoretisch gesagte gezeigt werden konnte.
Zum Ende der Wache brassten wir beide Toppen noch etwas und nahmen auch das Großstengestagsegel weg, da es bei achterlichem Wind höchstens als Wecker für die unter Deck ruhenden diente. Die Aussicht auf ein leckeres Frühstück ließ die Wache schnell zu Ende gehen. Nach dem Frühstück startete eine Vortragsreihe vom Kapitän über Astronavigation, welche sich in kleine Unterrichtseinheiten unterteilt und heute beginnend die nächsten Tage fortgesetzt wird. Die heutige Einheit behandelte die Merkatorprojektion, die die Eigenschaft vorweist winkeltreu zu sein. Das bedeutet, dass sie die gemessenen Winkel in der Realität auf der Karte abbildet. Aufgrund der Kugelform der Erde musste eine Projektionsart gefunden werden, die die Navigation auf See in eine Ebene bringt. Dies ist sehr wichtig für die Seefahrt und deshalb sind alle Seekarten in der Merkatorprojektion angefertigt. Jede Seekarte hat eine Bezugsbreite, welche vom Nutzer bzw. Hersteller der Karte festgelegt wird.
Wenn man sich eine Karte selbst zeichnen möchte, dann gehe man folgender Maßen vor: Zeichne ein Koordinatensystem mit x- und y-Achse. Die x-Achsen ist die geografische Länge und die y-Achse die geografische Breite. Nun lege man fest bei y=0 sei 51°N und x=0 sei 010°W. Nach einem selbst festgelegten Maßstab lege man fest, wo der Breitenkreis 52°N verläuft, zB y=60. Nun konstruiere man eine Gerade, die durch den Koordinatenursprung verläuft mit dem Anstieg 39/51 (51°), da als Bezugsbreite der 51°N gewählt wurde. Mit einem Zirkel konstruiere man einen Kreis mit dem Mittelpunkt im Koordinatenursprung und dem Radius r=60 (Abstand zwischen 51°N und 52°N) Auf dieser streng monoton steigenden Gerade liegt im ersten Quadranten des Koordinatensystems der Schnittpunkt mit dem Kreis. Nun zeichne man eine vertikale Gerade, parallel zur y-Achse, die durch den Schnittpunkt Kreis-monoton steigende Gerade und x-Achse verläuft. Das ist ein Längengrad weiter östlich als der am Anfang festgelegte, also 009°W. Der Abstand zwischen 51°N und 52°N beträgt 60 Bogenminuten, also 60 Seemeilen genau so wie der Abstand zwischen 010°W und 009°W 60 Bogenminuten beträgt. Somit hat man ein Raster für ein ausgewähltes Territorium. Diese Übung diente als Überlegungen zur Orientierung auf der Erde als Kugel, bevor wir in den nächsten Einheiten in die Navigation einsteigen.
Nun heißt es in 2 Stunden wieder Wache und eine weitere Einheit zur Navigation

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert