Wachwechsel Nr. 5: Hätte ich mich durchgesetzt, wäre dieses Foto nie entstanden

Wachwechsel Nr. 5: Hätte ich mich durchgesetzt, wäre dieses Foto nie entstanden

Ende September 2010 lagen wir mit Roald Amundsen in Lunenburg auf Nova Scotia. Der Wetterbericht versprach Nebel und wenig Wind. Deshalb wollte ich eine weitere Nacht in Lunenburg bleiben und erst am nächsten Tag die 50 Seemeilen um die Ecke nach Halifax motoren. Da wir auf der Reise von Montreal dahin auch nur wenig gesegelt sind, gab es Widerspruch. Ich ließ mich auf eine Abstimmung unter der Crew ein, und das Ergebnis war, dass wir ausliefen. Im dichten Nebel und Windstille liefen wir aus. Am späten Abend stellten wir die Maschine ab, setzten ein paar Segel, um das Geschaukel in der Atlantikdünung zu dämpfen und trieben vor Lunenburg herum. Frustiert, mich auf die Abstimmung eingelassen zu haben und über das elendige Gerolle, ging ich in die Koje. Aber irgendwann fing es an der Bordwand neben meiner Koje an zu plätschern und ich schlief ein. 
Um sechs weckte mich der Generator unter meiner Koje und kräftiges Geplätscher an der Bordwand neben meiner Koje. Ich ging auf die Brücke. Entgegen dem Wetterbericht war schöner Segelwind aufgekommen, hatte den Nebel weggeblasen und die Wache 2 war kräftig am Segeln. Um acht fuhren wir mit zwei Wachen eine Wende und segelten bei schönstem Wetter auf Halifax zu. So nach und nach wurden fast alle Segel gesetzt und schließlich das Foto vom Klüverbaum gemacht. Es wurde ein besonders schöner Segeltag. Für die Lotsenübernahme vor Halifax wurden die Segel nicht weggenommen. 

Tham Körner