Wachwechsel Nr. 6: Der Weg ist das Ziel

Das erste Tall Ships Race 2019.
Als wir als eines der letzten Schiffe die Startlinie überquerten, konnte man vor uns am Horizont die Silhouetten der anderen Großsegler erkennen. Im Laufe des Abends wurde dies schon schwieriger und wer nach der Konkurrenz Ausschau halten wollte, musste schon mindestens auf die zweite Saling
klettern. Und bereits am nächsten Tag konnte man es gleich ganz sein lassen, der Wind war eingeschlafen und wir trieben – bei strahlend blauem Himmel – mit 0,3 Knoten rückwärts. Das erklärt wohl auch die Tatsache, dass wir als Vorletzter den Zielhafen erreichten, allerdings in allerbester Laune, denn der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Und die Wache 3 auf diesem Weg – das waren wir! Auch bekannt als die, die nie etwas zu tun hatten.
Üblicherweise wurden die Segel von der 4-8 Wache gesetzt und von der 0-4 Wache wieder beigefangen. Wir dazwischen mussten nur den Ausguck und das Ruder besetzen und konnten uns die Zeit mit Yoga, Tampenjagden, Lieder dichten, Mauseohren basteln und Spaziergängen im Rigg vergnügen. Wenn aber der Steuermann doch mal mit Arbeit auf uns zukam, war die Ansage unseres Toppsis: „Schnell, alle hinters Spill!“ Zugegeben, als Versteck für eine 12-köpfige Wache eher ungeeignet, aber man kann es ja mal versuchen. Die Blicke der Anderen, als wir lachend versuchten, uns alle hinter das Spill zu quetschen, werde ich bestimmt nie vergessen. Und das Gefühl der Gemeinschaft auch nicht.
Im Skagerrak auf dem Weg von Aalborg nach Fredrikstad.
Alicia Hellerstedt