Newsletter September 2024
Grüße von der Brigg ROALD AMUNDSEN
- HECKWELLE
Langer Segelsommer - AUSGUCK RECHT VORAUS
Winterliegezeit & Start in die Saison 2025 - POSITIONEN AN BORD
Kombüse – Smut, die Position des Schiffskochs - ÜBRIGENS – WUSSTEST DU SCHON…
… dass du keine Vorkenntnisse brauchst, um an Bord zu kommen?
„Oha, auf die alten Tage werde ich noch zum Seemann. Freund Justus berichtete von seinem letztjährigen Törn und ‚Zack‘ steht man pünktlich um 12:00 als Trainee vor dem Schiff und hat gelinde gesagt keine Ahnung wofür die 130 Tampen auf den Belegnägeln, sonstigen Taue, Seile und diverse Gerätschaften gedacht sind. Nur eins ist klar: Alles davon hat einen eigenen Namen, eigenen Platz und eine wichtige Funktion. Sonst wäre es nicht an Bord. […]
Das wird lustig, aber auch ein schönes Stück Arbeit. Der Nachmittag besteht aus Einweisungen, Schulungen und Übungen. Manches glückt, anderes werden wir wohl in den nächsten Tagen üben, üben, üben… Langeweile unmöglich. Alpin wurde es auch: bis zur Obermars-Rah geklettert und wieder runter. In sechs Tagen werde ich mehr für Kraft, Beweglichkeit, Gedächtnis, kognitive Fähigkeiten und Körperkoordination getan haben als in den letzten sechs Monaten.„
Auszug aus der Tagesmeldung vom 25.08.2024
1. HECKWELLE
Langer Segelsommer
Südliche Ostsee, Baltikum und Skandinavien – dieser Sommer hatte viele spannende Ziele und Routen im Programm. Aber auch Tagesfahrten und Hafenveranstaltungen kamen nicht zu kurz.
Ende Juni fand wie jedes Jahr die Kieler Woche statt, bei der die ROALD AMUNDSEN siebenstündige Tagesfahrten für Gäste anbot. Acht Tage lang konnten die Besucher einen Einblick in das Bordgeschehen eines traditionellen Großseglers bekommen, beim Segelsetzen und -bergen mithelfen und unter Anleitung ins Rigg aufentern.
Es folgte direkt die nächste Segelveranstaltung, die Tall Ships Races mit den Häfen Tallinn (EST) – Turku (FIN) – Mariehamn (FIN) – Szczecin (POL). Eine Besonderheit dieser Törns ist die recht junge und sehr internationale Crew. Außerdem kann man bei den Hafenveranstaltungen Bekanntschaft mit den Crews anderer Schiffe schließen, zum Beispiel bei Events wie der Crewparade und sportlichen Wettkämpfen im Völkerball oder Drachenboot. Die Crew der ROALD gewann in einem Hafen den Preis des „most welcoming ship“, der „most international crew“ und auch bei den Races selber erreichte sie gute Platzierungen.
Anfang August ging es zurück in deutsche Gewässer, Tagesfahrten bei der HanseSail in Rostock und der SailSassnitz auf Rügen standen an. Die darauf folgenden Törns nach Karlskrona in Schweden und wieder zurück nach Deutschland mit dem Zielhafen Stralsund, waren Segelsommertörns wie sie im Buche stehen. Die Maschine wurde mit Ausfahrt aus dem Starthafen abgestellt und erst bei der Einfahrt in den Endhafen wieder gestartet. Der Wind passte von der Stärke und Richtung her und brachte die ROALD AMUNDSEN unter oft strahlendem Sonnenschein mit guter Fahrt vorwärts. Viele Manöver wurden gefahren, Wende, Halse, Backhalse. Badestopps, Landgang auf der Insel Utklippan und Streifzüge durch die typisch schwedischen Cafés in Karlskrona durften auch nicht fehlen und ließen bei der Crew keinen Wunsch mehr offen.
Von Stralsund aus startete zum ersten Mal ein Törn unter dem Motto „Der Wind hat viele Farben“ auf der Roald. Er bot queeren und nicht-queeren Menschen die Möglichkeit, beim Segeln zusammenzukommen, sich auszutauschen und zu erleben, wie unterschiedliche Menschen zu einer Crew zusammenwachsen.
Langer Segelsommer ist nicht untertrieben, denn auch im September und Oktober ist die ROALD noch auf der Ostsee unterwegs.Wenn die Sehnsucht in dir geweckt wurde, zum Mitsegeln geht es hier entlang.
„Wir haben die Hafentage auf den Aland Inseln sehr genossen und uns nicht nur unter Maschinisten gut mit anderen Schiffen ausgetauscht, sondern auch mit sämtlichen Crews eine schöne Hafenzeit verbracht.
Ein absolutes Highlight war der Besuch auf dem P-Liner ‚Pommern‘. Wir bestaunten die riesigen alten Laderäume, Live Vorführungen originaler Motoren und das Klettern und Segel packen auf Rahen Zitat ‚mit dem Durchmesser eines Babywals‘. Die kleine süße Insel hat viel zu bieten wie schwimmen am Strand, Pizza und Eis bei bestem Wetter und interessante Museen und Geschichte.
Schweren Herzen haben wir uns also verabschiedet. Aber jetzt ist es auch wieder Zeit für die See und wir sind allgemein bereit für eine spannende Regatta.„
Auszug aus der Tagesmeldung vom 27.07.2024
2. AUSGUCK RECHT VORAUS
Winterliegezeit & Start in die Saison 2025
Am 15.09.2024 startet die ROALD AMUNDSEN ein letztes Mal in Richtung Norden mit dem Ziel Ystad in Schweden. Der Weg dorthin und auch wieder zurück nach Kiel bietet eine letzte Gelegenheit im skandinavischen Spätsommer den schwedischen Schärengarten zu erleben und auf beiden Törns gibt es auch noch freie Plätze. Ystad ist eine charmante kleine Fährstadt mit typischen schwedischen, bunten Häusern. Sie ist einfach mit der Bahn über Malmö oder per Fähre von Travemünde nach Trelleborg und einer kurzen Busfahrt zu erreichen.
Im Anschluss folgen Reisen mit den deutschen Start- und Zielhäfen Kiel, Wismar und Eckernförde sowie ein Ausbildungstörn für die Stammcrew, bevor die ROALD Ende Oktober zum Winterliegeplatz nach Hamburg-Harburg überführt wird.
Bei der ausgedehnten Winterwerftzeit sind handwerklich begeisterte Menschen und solche, die es werden wollen, herzlich willkommen, bei den Arbeiten tatkräftig zu unterstützen. Ab drei Werfttagen am Stück darf jedes Vereinsmitglied mithelfen und wird entsprechend seiner Fähigkeiten eingesetzt. Es ist auch möglich, bereits vor dem ersten Törn die ROALD während der Werftzeit schon kennenzulernen. Die Anmeldung läuft über das Schiffsbüro. Geplant sind umfassende Arbeiten am Deck, an den Rahen sowie in den Innenräumen.
Bis Ende März wird das Schiff wieder vollständig aufgeriggt, damit die Saison 2025 pünktlich am 1. April starten kann. Zu den Highlights zählen gleich im April & Mai die Törns von Cuxhaven nach Edinburgh (GB) und Bergen (N) sowie die malerische Route von Bergen über Kristiansand (N) und Göteborg (S) nach Rostock. Traditionell steht auch wieder die Kieler Woche vom 20. bis 29. Juni 2025 im Kalender – eine perfekte Gelegenheit, um den Bordbetrieb kennenzulernen oder das Schiff Freunden und Familie zu zeigen. Auch für Betriebsausflüge bietet sich eine spannende Erfahrung an Bord an.
Die weitere Reise führt von Kiel über Rostock nach Stockholm. In Schwedens Hauptstadt festzumachen ist ein besonderes Erlebnis. Stockholm, als Herz der schwedischen Seefahrernation, ist ein faszinierender Anlaufpunkt. Von hier aus wird ein internationaler Jugendaustausch organisiert. Die zwei folgenden Törns stehen für internationale Begegnungen junger Menschen – ein Zweck, dessen Bedeutung in den letzten Jahren noch gewachsen ist.
Für das Segeljahr 2025 sind diese zwei Törns explizit dem internationalen Jugendaustausch gewidmet:
Törn 0889: Stockholm (S) nach Rauma (FIN)
18. – 26. Juli 2025
Törn 0890: Rauma (FIN) nach Gävle (S)
27. Juli – 02. August 2025
Während dieser Törns wird die Kommunikation an Bord hauptsächlich auf Englisch stattfinden, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden – unabhängig von ihrer Herkunft – miteinander ins Gespräch kommen und sich wohlfühlen. Die Kommandosprache bleibt aber Deutsch.
Von Gävle aus geht es weiter nach Mariehamn (FIN) auf den Ålandinseln mit seinem wunderschönen Hafen und Museum, dann über Ventspils (LET) zurück nach Rügen. Für den Spätsommer und Herbst sind weitere Törns zwischen Schweden und Deutschland geplant. Die kommende Saison 2025 verspricht spannende Segelabenteuer und viele Gelegenheiten, an Bord zu kommen und unvergessliche Erlebnisse zu sammeln. Bei Fragen oder Interesse steht natürlich das Schiffsbüro zur Verfügung.
„Die Kieler Woche ist vorbei und voller Elan beginnt die neue Crew mit der Törnvorbereitung. Kisten, Geschirr, Fässer und eine Zapfanlage werden an Land geschafft, um die Roald wieder für Ihre nächste Reise einzustimmen. Auf nach Tallinn!, heißt es nämlich ab heute und dafür ist noch einiges zu tun. Rote Kisten klappern in allen Lasten und die summende Geschäftigkeit macht auch vor den Kammern und dem Deck keinen Halt. ‚Eine dreiviertel Stiege frische Tomaten‘ und ‚fünf Eimer Joghurt‘ hören wir es aus der Messe, begleitet vom eifrigen Klicken der Tastatur. […]
Wir legen ab und fahren weiter heraus in die Kieler Förde. Langsam verwandelt sich die Betriebsamkeit des Morgens in eine ruhigere Stimmung. Alle sind gesättigt, die Törnvorbereitungen sind abgeschlossen und auch die letzte Ananas hat ihren Platz in einer Excel-Tabelle gefunden.„
3. Positionen an Bord
Kombüse – Smut, die Position des Schiffskochs
Jeden Tag bis zu 48 Personen mit vier Mahlzeiten zu versorgen, deren Zubereitung in einer kleinen Kombüse erfolgt, das klingt erst einmal nach einer schwierigen Aufgabe. Dank klarer Regeln, festen Abläufen, ein wenig Routine und helfenden Händen gelingt das jedoch.
Der oder die Smut fährt wachfrei, ist also nicht in eine der drei Fahrwachen eingeteilt. Der Arbeitstag richtet sich nach den Kombüsen- und Backschaftszeiten, die um 6 Uhr morgens beginnen. Abhängig von der Größe der Crew helfen zwei oder drei Crewmitglieder, die zu diesem Küchendienst eingeteilt wurden, die sogenannten Backschafter. Sie werden zur Häfte des Tages – nach dem Mittagessen – gewechselt, man hat also entweder eine Vormittags- oder eine Nachmittagsbackschaft.
Vor Backschaftsbeginn haben die Nachtwachen den Brötchen- und Brotteig bereits geknetet und in Form gebracht, sodass er direkt gebacken werden kann. Die Brötchen gibt es direkt zum Frühstück um 8 Uhr, ebenso wie einen Obstsalat und hin und wieder auch Ei.
Während die Crew frühstückt, geht die Backschaft weiter, das Kombüsenteam kann sich beim Essen abwechseln. Es wird der Kuchen für den Nachmittag gebacken, das Mittagessen vorbereitet und natürlich auch abgewaschen. Nach der Essensausgabe um 12 Uhr endet der Dienst der Vormittagsbackschaft, danach übernimmt die Nachmittagsschicht und der oder die Smut hat Mittagspause.
Um 15.30 Uhr gibt es dann Kaffee und Kuchen, bis dahin ist der Abwasch vom Mittag auch schon erledigt und die täglich wechselnde Putzaufgabe meist beendet. Zu den Aufgaben in der Kombüse gehört natürlich auch die Überprüfung der MHD bei allen Lebensmitteln, die Kontrolle der Backkisten und der Kühl-, Trocken und Dosenlast (den Stauräumen unter Deck). Um 18 Uhr wird dann das Abendessen aufgetischt, Brot und Aufschnitt oft ergänzt von Salaten oder dem Rest des Mittagessens. In der Regel sind alle Arbeiten um 20 Uhr beendet.
Was sind die Voraussetzungen, um als Smut zu fahren?
Ein wenig Organisationstalent ist von Nutzen, aber vor allem Spaß an der Zubereitung von Speisen. Als Smut bist du sowohl für die Proviantierung und den Speiseplan, als auch für das Zeitmanagement in der Kombüse (hier muss man sich nach den Generatorzeiten richten) und die Anleitung der Backschafter zuständig. Nicht unerwähnt bleiben soll die gute Stimmung in der Kombüse, der einzige Ort auf der ROALD AMUNDSEN, an dem laut Musik gehört wird und oftmals auch Chorgesang zu vernehmen ist. Wenn du interessiert bist, bei uns als Smut zu fahren, melde dich gerne im Schiffsbüro und erfahre dort die Einzelheiten.
„Vorstengelstabsegel, häää, wie?
Als Neuling im Segeln und auf der ROALD AMUNDSEN stellen mich die vielen Bezeichnungen vor eine große Herausforderung. Fast wie früher in der Schule die Vokabeln, viel Neues in kurzer Zeit. Die Crew und die Trainees lehren und lernen voneinander ohne Druck, ohne Anspruch auf Perfektion, mit sehr viel Leidenschaft und Spaß. […]
Es tritt Routine ein. Wache, Ruder gehen, Ausguck besetzen, Reinschiff machen. Segelkunde im Besonderen und die Seefahrt im Allgemeinen stehen auch auf der Tagesordnung. Für die Trainees ist das Klettern ins Rigg sicherlich das Spannendste. Für mich derzeit noch eine zu große Herausforderung. Aber das wird!!!„
Auszug aus der Tagesmeldung vom 01.07.2024
4. ÜBRIGENS – WUSSTEST DU SCHON…
… dass du keine Vorkenntnisse brauchst, um an Bord zu kommen?
Wenn du für einen Törn an Bord kommst, brauchst du absolut keine Vorerfahrung. Du brauchst nicht vorher schon gesegelt zu sein, oder Kenntnisse im Schiffsbetrieb oder in der Seefahrt mitzubringen. Du hast auch keinen Nachteil gegenüber anderen (vielleicht schon erfahreneren) Trainees, da der Aufbau des Decks und die Handhabung der Segel eines traditionellen Segelschiffes wie der ROALD AMUNDSEN sich sehr von einer Yacht oder Jolle unterscheiden. Daher müssen selbst Menschen, die bereits Vorkenntnisse mitbringen, diese neu einordnen und vieles komplett neu lernen. Die einzige Voraussetzung ist die Bereitschaft, nach den eigenen Möglichkeiten mitzuarbeiten und offen für neue Erfahrungen zu sein.
An Bord wirst du vom ersten Moment an von der Stammcrew begleitet und dir wird Schritt für Schritt alles gezeigt, was du wissen musst. Ob das Tampenhandling an Deck, das Arbeiten im Rigg, Ruder und Ausguck gehen oder die Mithilfe in der Kombüse – in all das wirst du gründlich eingewiesen. Die für dich verantwortliche Person ist der Toppsgast deiner Wache, aber natürlich kannst du auch jedem anderen Stammcrewmitglied jederzeit deine Fragen stellen.
Was sich am Anfang noch nach unglaublich vielen neuen Begriffen und Abläufen anfühlt, ist nach ein paar Tagen schon Routine. Du wirst überrascht sein, wie schnell das Leben an Bord dein Alltag wird – in dem du dich schon bald gut auskennst.
Als Leitfaden für die Ausbildung gibt es das sogenannte „blaue Heft“, den Ausbildungsnachweis für Decksleute auf traditionellen Segelschiffen, das du auf deinem ersten Törn bekommst. Darin kannst du deinen Ausbildungsfortschritt dokumentieren lassen und – sobald du die erforderlichen Dinge beherrschst – auch als Stammcrew auf der ROALD fahren.
„Nachdem wir die Nacht ruhig vor Utklippan vor Anker lagen und als gesamte Crew bei Flaute mit einem schönen Frühstück starteten, war die Aktion ‚unser Schiff soll schöner werden‘ angesagt. Der Bootsmann hatte eine lange Liste und so bekam jeder bei schönstem Sonnenschein eine Aufgabe, die ihm gefiel und er bewältigen konnte. Es wurde gehämmert, geklopft, Tampen ausgetauscht, getakelt, gestrichen und noch vieles mehr. Ein emsiges Treiben herschte auf dem gesamten Schiff und ab und zu schaute mal eine Robbe aus der Ferne aus dem Wasser und beäugelte unser munteres Tun.“
Auszug aus der Tagesmeldung vom 27.08.2024
Herzliche Grüße an alle Leser*innen.
Wir hoffen wir sehen euch bald an Bord. Der nächste Newsletter erscheint am 15.012.24.
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