Tagesmeldung vom 17.02.2024

Tagesmeldung vom 17.02.2024

Tagesmeldung von Bord

Törn 0836 | Pic Paradies bis zu den Koralleninseln
Vom Golfstrom erfasst

Position 24°23,8′ N|065°56,8′ W
Kurs, Speed 350 | 3kn
Etmal 97nm
Wind SSW – 3bft
Luftdruck 1019 hpa
Bedeckung 2/8
Temp (L/W) 27°C, 24°C

An die Menschen in meinem Herzen,

Tagesmeldungen, meistens wird erzählt was wir gemacht haben, vom Brassen der Toppen, von Geitauen und Niederholern, dann haben wir das Dinghi ausgesetzt und dann haben wir Reinschiff gemacht und dann … und dann frage ich mich jedes mal wie viel könnt ihr damit anfangen? Was soll ich euch von Dingen erzählen, von denen ihr nichts versteht? Das Leben hier auf dem Schiff ist ähnlich wie meine Tippelei, eine eigene kleine Welt. Ähnlich herausfordernd. Manchmal eine große Herausforderung. Schon allein ausreichend zu schlafen ist eine davon. Trotz der Müdigkeit nett zu Menschen sein (Rike, ich denke an dich), den recht kleinen Lebensraum mit über 20 anderen Menschen teilen, über Monate mit mindestens 7 anderen Menschen in einem Raum schlafen, sich jedes mal den Kopf stoßen wenn man Lebensmittel aus einem der Lagerräume holt (Raum ist hier übertrieben, es ist ein Kriechgang) andere. Manchmal hab ich mich schon gefragt, warum ich das hier tue. Ob ich mir das gut überlegt habe. Andererseits hatte ich keine Ahnung worauf ich mich wirklich einlasse.

Aber dann stehe ich 6:30 Uhr an Deck und beobachte einen wunderschönen Sonnenaufgang, berausche mich an dem Farbschauspiel. Erst ist der Himmel in rotes und orangenes Licht getaucht, wenige Minuten später scheint das Meer aus flüssigem Gold zu bestehen und schließlich, wenn die Sonne höher gestiegen ist, bleibt dieser stille silberne Teppich zurück. Frieden. Weite. Genau wie der kleine Clownfisch Nemo es im Film gesagt hat. Das Meer ist groß und weit. Ich habe mich in diese Weite verliebt. Meer bis zum Horizont. Außer Meer und Himmel nichts zu sehen. Keine Reizüberflutung mehr. Am Schönsten ist es, wenn der Motor schweigt und wir nur mit der Kraft des Windes und den gesetzten Segeln durch das Wasser gleiten. Nur die Wellen gluckern an der Bordwand, sonst ist Stille. Nachts finde ich das besonders schön. Wenn der Mond in all seinen halben und ganzen Formen am Himmel steht und die Sterne um ihn um die Wette blinken. @Rike: Oft denke ich dann an dieses Gedicht und an dich: Oh moon you climb so beautiful the sky…

Gerade stand ich wieder draußen, habe die letzten Farben vom Sonnenuntergang aufgesogen und mir ist klar geworden, dass ich einen weiteren Teil meiner Seele gefunden habe. Die die mich länger kennen wissen, dass ich schon immer gerne am Meer war, immer diese gewisse Sehnsucht danach hatte. Hier draußen habe ich sie gefunden. Hier draußen tut sie nicht mehr weh.

Dann sind da noch die Menschen denen man begegnet. Mit jedem neuen Törn kommen und gehen sie wieder. Aber manche bleiben im Herzen. Ein Blickkontakt und ich bekomme eine Umarmung die keine Worte braucht. Menschen die sich neben mich setzen, fragen wie es geht, einfach da sind. Menschen die mir Teebeutel an meine Tasse hängen, guten Schwarztee.
Und dann denke ich, es lohnt sich doch hier zu sein.

In meinem Herzen seit ihr bei mir uns segelt mit mir über das Meer.
Bis gleich und in Liebe,
eure Gärtnerin

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