Adventskalender 14.12.2024

An diesem Tag vor 113 Jahren erreichten fünf Norweger als erste Menschen überhaupt zu Fuß und mit Schlittenhunden den geografischen Südpol. Es waren der Expeditionsleiter Roald Amundsen und seine Polarmannschaft bestehend aus Olav Bjaaland, Helmer Hanssen, Sverre Hassel & Oscar Wisting. Um drei Uhr nachmittags riefen die Hundeschlittenführer, welche die Entfernungsmesser an den Schlitten im Auge hielten, dem vorangehenden Amundsen zu „Halt!“. Ohne ein Wort zu verlieren, schüttelten sich alle gegenseitig die Hände. Die norwegische Flagge, welche von zusammengebundenen Skistöcken wehte, wurde nicht allein von Amundsen aufgestellt, sondern als Anerkennung seiner Kameraden und der gemeinschaftlichen Leistung von allen zusammen.
Ursprünglich plante Amundsen als Erster den Nordpol zu erreichen, aber während der Hinreise erfuhr er, dass die Amerikaner Cook und Peary diesen Titel bereits für sich beanspruchten. Also änderte er heimlich seinen Plan und fuhr gen Süden. Gleichzeitig war bereits eine britische Expedition mit dem gleichen Ziel unter der Leitung von Sir Robert Falcon Scott unterwegs. Das Rennen um den Südpol war gestartet und sollte tragisch enden. Das Team um Scott erreichte den Südpol ganze 33 Tage nach Amundsen und er und seine Begleiter Edward Wilson, Henry Bowers, Lawrence Oates and Edgar Evans starben auf dem Rückweg. Die Tragödie überschattete Amundsens Ruhm und viele Jahre versuchte er sie durch immer neue Abenteuer abzuschütteln.
Nach Amundsen und Scott dauerte es fast 45 Jahre, bis wieder ein Mensch seinen Fuß auf den Südpol setzte. Es war der US-amerikanische Konteradmiral Dufek, der mit seiner Expedition den Bau der Amundsen-Scott-Südpolstation vorbereitete. Diese ist seit ihrer Errichtung im Jahr 1957 ununterbrochen bewohnt und zur Antarktiserforschung im Einsatz. Da der logistische Hub der amerikanischen Antarktisaktivitäten in Christchurch, Neuseeland, liegt und in der Antarktis keine Zeitzonen definiert sind, wird aus praktischen Gründen auf der Amundsen-Scott-Station die neuseeländische Zeit verwendet.
Amundsen und Scotts Reisen zum Südpol waren Teil des sogenannten Goldenen Zeitalters der Antarktis-Forschung. In dieser Ära vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die frühen 1920er Jahre wurden zahlreiche Expeditionen mit sehr begrenzten, nahezu steinzeitlichen Mitteln durchgeführt, welche ihre Teilnehmer an die Grenzen der physischen und mentalen Leistungsfähigkeit brachte. Die Forschungsreisen lieferten jedoch große Mengen an wissenschaftlichen Daten und trugen entscheidend zur Entdeckung der Polargebiete bei.