Wachwechsel Nr. 8: Das erste Mal einen Fuß auf den Planken der Roald
Törn 0117 vom 25.06.- 06.07.2001 Kiel – Helgoland – Antwerpen
Das erste Mal auf der Roald. Mein schönster Moment war zwei Wochen lang. Vor 19 Jahren. Als Trainee. Zu Zeiten ohne Handy. Die waren an Bord verpönt. Kann man sich das noch vorstellen? … Ich wollte mir einen Kindheitstraum erfüllen. Einmal in meinem Leben ins Rigg steigen. Der erfüllte sich gleich im Hafen, aber die schönsten Momente gingen immer immer weiter…
Völlig Fremde begrüßten mich überschwänglich; Kette bilden und massenweise Lebensmittel stauen, unglaublich, wo die alle geblieben sind; Kreidezeichnungen und Segelkunde an Deck; tiefgehende Gespräche über Generationen hinweg; raue, brennende (Banker)Handflächen am Schanzkleid kühlen; 14 Tage die Sommersonne aufgehen sehen; Angst überwinden, bis zum Royal entern, Aussicht genießen, bei Sonnenschein vor Wangerooge; Meeresglitzern; Toleranz üben, nicht jeder ist unaufgefordert hilfsbereit; den zum Greifen nahen Vollmond bewundern; Lichterfunkeln in der Nacht; Größe der Bohrinseln in der Nordsee bestaunen; Gemeinschaft erfahren und auf Helgoland befeiern; täglich die Nachtwache genießen, so leise wie möglich Segel setzen, bergen oder brassen; fluoreszierende Bugwellen bewundern; Glücklichsein, diese Tage erleben zu dürfen.
Aber wenn ich mich auf einen einzelnen Moment festlegen müsste, dann war das in einer lauen Sommernacht auf der Obermars, als fast alle schliefen, und
nur der Wind, die Wellen und die knarrenden Segel zu hören waren, und der Mond sich glitzernd im Ärmelkanal spiegelte, und die Gedanken vom sanften Wind weggepustet wurden und nur noch das Glücksgefühl übrig blieb. Kitschig, ich weiß – aber sooo schön 🙂
Heike Ottes (geb. Denkena)