Tagesmeldung vom 27.02.2022

Tagesmeldung vom 27.02.2022

Törn 0752 | Kanaren – Azoren
ca. 250 sm südöstlich der Azoren

Position 35°09,8′ N|024°32,1′ W
Kurs, Speed 323, 4,0kn
Etmal 108nm
Wind WSW – 4bft
Luftdruck 1027 hpa
Bedeckung 3
Temp (L/W) 20°C, 17°C

„Wär dieser nicht dem Sturm vergleichbar,
der in der Nacht und unausweichbar
durch Meere, Wellen, Kämme fegt
und dabei in des Seemanns Brust,
die Sehnsucht nach dem Kneipenlicht …
Nein? Nicht vergleichbar? Na dann nicht!“
[nach Robert Gernhardt,
Fortsetzung folgt.]

Erstaunlich wie rasch sich der Mensch an einen neuen Schlafrhythmus anpassen kann. Jedenfalls stürzte sich die Wache 1 um Mitternacht beschwingt und voller Eifer in ihre Nachtschicht… naja vielleicht ist dies doch eine etwas übertriebene Darstellung. Aber spätestens zum Geburtstagständchen für Katrin waren beide Augen geöffnet, der Geist wach und die Hände bereit zu arbeiten. Leider gab es gar nicht so viel zu tun. Die Roald war aufgrund des mangelnden Windes mit Motor unterwegs. Zumindest durch das Setzen der Stagsegel konnte der Wackelei Einhalt geboten werden. Nach der 4 Uhr Cornflakesrunde in der Messe ging es schließlich zu Bett. Dem zweiten Autor dieser Tagesmeldung bleibt nichts anderes übrig, an diese munteren Behauptungen zu glauben, da er diese Nacht die Sterne wegen der bevorstehenden Backschaft nur in seinen Träumen gesehen hat. Er ist aber mit dem ersten Autor völlig darüber einig, wie schnell man sich an die neuen Umstände anpasst. Denn ist es ein echter sybaritischer Genuss erst fast um sechs Uhr morgens aufstehen zu dürfen!
Die Überraschung war groß, als beim Aufstehen der Motor abgeschaltet und sämtliche Segel wieder gesetzt waren. Alles hängt allerdings vom Gesichtswinkel ab, denn der zweite Autor – während der Erste von verschneiten Bergen seiner Heimat in tiefem Schlaf träumte – hat geholfen, die Segel auszupacken und zu setzen, um den Ersten zu überraschen. Auch eine Übung zum Aussetzen des Dinghi fand inzwischen statt.
Aber da ging noch mehr! Als die Wache I ab 12 Uhr wieder das Deck übernahm, wurden nach und nach der Jager, das Briggsegel (zum zweiten Mal in unserer Wache) und schließlich das Bramstagsegel ausgepackt. Hier liefen die Wege und dementsprechend die Wahrnehmung beider Autoren wieder zusammen. Schließlich konnte Punkt 1500 Uhr hochoffiziell Vollzeug gefeiert werden. In Kombination mit der Windstärke 5 rauschte das Schiff mit über 7 Knoten wunderbar dahin. Da kam bei dem tollen Segelwetter schnell Hochstimmung auf. Genau so muss ein richtiger Segeltag aussehen: rauschender Wind, der Klüverbaum im Schaum der aufrollenden Welle, blauer Himmel ist durch zwei Türme der Segel verdeckt – ein Gefühl der Harmonie und Einigung mit der Natur. Der Jager ist allerdings direkt danach geborgen und beigefangen worden. Müde aber zufrieden konnte an die nächste Wachen übergeben werden. Diese mussten sich gezwungenermaßen wieder ums Einpacken kümmern.
Für die Wache I
Kevin und Rudy

P.S.: Grüße an Susanka, Julius und Isabel von Ulrich
P.P.S.: Es folgt ein Aufruf an die Freund:innen der gepflegten Bord- wie Fernunterhaltung: wir (an Bord) haben das GRAQAZ wieder aus dem Jahre 2019 (Tenerife – Lissabon) wieder ausgegraben und fordern die Landbevölkerung hiermit dazu auf, mit uns in einen Wettstreit unter dem Gernhardtschen Motto „Bilden Sie mal einen Satz mit…“ einzutreten. Als neutralen Einstieg für beide Seiten zitieren wir hier zwei exemplarische Sätze Gernhardts, dem wir täglich einen weiteren aus unserer Feder folgen lassen. Die Repliken der Landbevölkerung bitten wir an die eMail-Adresse roald.amundsen@web.de zu senden. Einsendeschluß ist Donnerstag, der 3. März 2022; jede Antwort zählt. Gewinner:innen und Preise werden in einem völlig intransparenten Verfahren von einer unabhängigen Jury in Ponta Delgada ermittelt, erworben und versandt. Der Rechts- und Seeweg sind ausgeschlossen.
Beispiele zu „Bilden Sie mal einen Satz mit…“:
metapher
Herr Kapitän, der Steuermann
hat grade lallend kundgetan, er brächte jetzt das Schiff zum Sinken – me taph er wirklich nicht mehr trinken
mandarin
Wir schaffen uns den Beichtstuhl an,
weil man darin nett beichten kann.

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