Tagesmeldung vom 23.11.2022
Zwischen Setúbal und Capo Sao Vincente
Position 38°37,4′ N|009°13,4′ W
Kurs, Speed 186 | 3kn
Etmal 0nm
Wind NNW – 4bft
Luftdruck 1022 hpa
Bedeckung 4 cu
Temp (L/W) 17°C, 17°C
Eine kleine Geschichte des Segelns
Auf einer Segelschiffreise ist man ununterbrochen am Lernen. In den letzten zwei Tagen haben wir Unmengen neuer Begriffe, die Namen verschiedener Segel und Funktionsweisen der gefühlt unendlichen Tampen beigebracht bekommen. Aber auch eine ganz andere, neue Art des Reisens.
Während man heutzutage daran gewöhnt ist, mit dem Auto innerhalb einer Stunde kurz 130 Kilometer hinter sich zu bringe, mit dem Schnellzug von Paris nach Südfrankreich lediglich 2,5 Stunden benötigt oder mit dem Flieger 5 Stunden braucht, um am Rande der Sahara zu stehen, ist das Segeln auf der Roald eine ganz andere Erfahrung. Gemächlich gleitet die Roald durch die See, die reale Entfernung zwischen den Zielen wird deutlich spürbar und man arbeitet dafür. Dabei zählt es nicht, wer schneller, besser oder weiter kommt- das Motto ist: „Soweit und soviel Du kannst“.
Das gibt einem die Möglichkeit die eigenen Grenzen auszuprobieren und sich selbst besser kennen zu lernen.
Demütig steht man vor der schier unbändigen Kraft des Meeres, ausgeliefert dem ständigen Herumwerfen der Wellen und dem irritierten Gleichgewichtssinn, der einen an Zwieback und Kamillentee fesselt.
Man fängt an, sich selbst weniger wichtig zu nehmen und das ist eine sehr befreiende Erfahrung.
Tiefe Dankbarkeit stellt sich ein: zum einen für die Roald, die uns eisern und unermüdlich über das Meer trägt und zum anderen für die Mitmenschen auf dieser Reise, die sich aufmerksam nach dem Wohlbefinden erkundigen und ihre Mitreisenden mit Decken, Tee und Anekdoten umsorgen sowie Mehrarbeiten übernehmen.
So endet dieses erste Resümee, demütig und dankbar, gespannt, welche Lektionen das Leben auf einem Schiff uns in den nächsten Tagen noch beigepuhlt werden.
One Response
Wir wünschen der gesamten Crew einen schönen 1.Advent!