Tagesmeldung vom 21.10.2021
Törn 0741 | Eckernförde – Brest
Mitte der Nordsee
Position 53°01,8 N|003°26,0 E
Kurs, Speed 205, 4kn
Etmal 81nm
Wind NW – 7bft
Luftdruck 1001 hpa
Bedeckung 6
Temp (L/W) 12°C, 15°C
Rock“n“Roll ist weiter das Motto des Törns 0741 der Roald Amundsen mit Kurs Brest in der Bretagne, wobei musikalisch bisher noch nichts zu holen war – dafür wird aber in ruhigerer Wetter- und Wellenlage noch Zeit sein. Nachdem wir tapfer durch die Nacht geschaukelt wurden, wurde die 0-4-Wache planmäßig abgelöst. Der Brötchen- und Brotteig sind weitere Lernbaustellen mit der Tendenz knusprig bis körnig und bei enormer Krängung auch Grundbestandteil unserer täglichen Kost. Da in der Küche an Kochen höchstens wehmütig zu denken ist, halten wir uns mit Brot und Reissalat bei Kräften und zum Seemannssonntag (Donnerstag) gab es Rührei, was die Laune oben hält und für ordnungsgemäße Ertüchtigung sorgt. Bis sieben Uhr gab es ruhige Fahrt, danach wieder fröhliches Wellenhüpfen mit seitlichen Brechern, ein großer Spaß bei angemessener Bekleidung und der Aussicht auf eine warme Koje. In letzterer seit ein paar Tagen und Nächten eher Kegel als ruhige Kugel schieben, aber ungebrochen sind unsere Seeleutsherzen und so wurde der überraschend sonnige Tag auch mehrheitlich positiv aufgenommen.
An Deck wurden zwar nicht die Hängematten ausgepackt, aber doch heitere Mienen in die zarten Sonnenstrahlen gestreckt und manch einer beklagte bereits, keine Sonnencreme aufgetragen zu haben. Lichtschutzfaktor Nordseewasser soll genügen, denn davon gibt es reichlich und unverhofft von allen Seiten. Wir werden begleitet von übermütigen Möwen und ähnlichen Seevögeln, die wir mangels Bestimmungsbuch nicht einzuordnen vermögen, was uns jedoch nicht hindert, uns an ihren tollkühnen Segelflugmanövern zu erfreuen. Regenbögen allerortens entschädigen für manch kalte Pfote und Wasser in den Schuhen, nach bis zu 10 Beaufort Windstärke in den letzten Tagen eine willkommene Abwechslung.
In den nächsten 24 Stunden werden wir die letzten Ausläufer des Sturmtiefs hinter uns lassen, diese Aussicht stimmt uns alle heiter und gelassen und auch der Anblick an Bohrinseln ist soweit verinnerlicht, dass wir uns nun auf neue Sehenswürdigkeiten einlassen können. Statt Rock“n“Roll steht uns nun der Sinn nach Jazz oder Swing und nach dem brausenden Wind in unseren 17 Segeln, welche aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würde.
Mit heißem Ostfriesentee mit Milch und Zucker lässt sich jede Widrigkeit überstehen und damit verbleiben wir in geduldiger Erwartung der Dinge, die da kommen mögen.
Grüße gehen raus von Jürgen nach Groß-Gerau, Osnabrück und Melbourne, von den Gesell*innen an die Gesell*innen (siehe Tagesmeldung vom 18.10., Küsse!), an unser aller Eltern und Geschwister und an Corey Taylor.
// HB frd. Ankerschnitzer & Kolbenschmierer A&K