Tagesmeldung vom 18.07.2022
Nordsee – irgendwo zwischen Holland und England
Position 53°24,3′ N|003°53,8′ E
Kurs, Speed 264 | 3,4kn
Etmal 72nm
Wind SW – 3bft
Luftdruck 1023 hpa
Bedeckung 2/8
Temp (L/W) 26°C, 16°C
Die 0-4-Wache hat das Schiff in Fahrt gebracht und wir rauschen unter Marsen, Vorstengestagsegel und Innenklüver mit durchschnittlich 3,8 Knoten dahin. Im Morgengrauen wird die Fock zusätzlich gesetzt, im Laufe des Tages Außenklüver, Bramen und Royals, um das hohe Tempo zu halten.
Angeblich gab es in der Nacht Meeresleuchten, aber als die 4-8-Wache aufzieht, ist davon nichts mehr zu sehen.
O-Töne aus den vorherigen Wachen: „Das Meeresleuchten sah aus, als würde das Meer versuchen den Sternenhimmel zu imitieren.“ „Die sachten Wellen leuchteten in der sanften Brise.“ „Es erinnert an unter Wasser tanzende Glühwürmchen.“ „Man hatte das Gefühl, in jedem Moment könne ein magisches Wesen auftauchen.“ „Als würden Meerjungfrauen aus den Tiefen emporsteigen.“ „Als wären die Nordlichter ins Meer gerutscht.“
Der Morgen beginnt mit den bisher besten Brötchen des gesamten Törns (Tag 2) und weiterhin ruhigem, überwiegend sonnigem Wetter.
Außer dem üblichen Animationsprogramm (Decksgymnastik mit Seilchen unterschiedlicher Dicke, Koch- und Hauswirtschaftskurse inklusive Raum- und Deckspflege) gibt es theoretische Ausbildung in Sicherheit und Aussetzen des Dinghis.
Nach einem köstlichen Kartoffel-Gemüse-Auflauf (Da merkt man, dass die Backschaft von Stuermann Stefan, gelernter Chefkoch und Proviantmeister, angeleitet wird) gibt es nachmittags ein All Hands. Zuerst wird eine bravouröse Halse gefahren, damit wir nicht irgendwann mit den britischen Inseln zusammenstoßen. Dann gibt es einen fantastischen Apfel-Blechkuchen und anschließend Einweisung in Theorie und Praxis der mobilen Feuerlöschpumpe, die dann auch gleich beim Deckspulen zum Einsatz kommt.
Jetzt gibt es Abendbrot und ich muss schleunigst den Captain´s Table räumen …
Lutz, Wache 2