Tagesmeldung vom 07.01.2024

Törn 0833 | Transatlantik mit Brigg
Zwischen Kap Verden und Martinique

Position 16°07,3′ N|050°26,4′ W
Kurs, Speed 256 | 6kn
Etmal 130nm
Wind ENE – 5bft
Luftdruck 1018 hpa
Bedeckung 1/8
Temp (L/W) 29°C, 27°C

Heute Morgen hat der Wind aufgefrischt, wir haben fast Rauschefahrt mit knapp 6 Knoten. Noch etwas müde stehe ich zu meiner Wache um 3:30 auf. Wie immer laufe ich durch die Messe, da sitzen schon einige Wachkumpanen und genießen ihr frühes Müsli. Mir ist das zu früh zum Essen, ich schlendere lieber schon mal in die Navi und schaue mir die Fahrt über Grund an. Nicht schlecht, sogar der Kurs passt ziemlich gut.

Dann geht’s raus auf die Brücke. Jörn, der Steuermann der 0-4 Wache und ich, werfen uns, wie jeden Morgen, ein kurzes „Morgen“ zu. Ich lasse meinen Blick schweifen, Regenwolken am Steuerbord achteraus. Auch auf dem Radar sind sie zu sehen. Kurze Lagebesprechung auf der Brücke. „Keine Fahrzeuge, sie läuft gut, Speed passt auch“, sagt Jörn. „Wie immer, also“, ergänze ich. Täglich grüßt das Murmeltier.
Unser Wachwechsel auf der Brücke verläuft mittlerweile routiniert, gleicher Kurs, wechselnde Geschwindigkeit. Gute Wache, wünscht mir Jörn noch, ich werfe ein „Goode Ruh“ zurück. Dann warte ich auf meinen Rudergänger und den neuen Ausguck. Auch dieser Wechsel verläuft ruhig und routiniert. Alle haben ihren Platz gefunden.
Wir kennen uns und wissen, in welcher Stimmungslage sich unsere Wache morgens gegen 5 Uhr befindet. Leise Gespräche werden begonnen, dann entscheide ich: „Strecktaue spannen, bitte“. Wir schaukeln mittlerweile ordentlich, die Roald rollt von einer Seite auf die andere. Die Wache hat das geübt, alle wissen, was sie zu tun haben. Toppsgast Andreas scheucht die müde Meute auf, es wird gearbeitet. Gut, dass wir damit fertig werden, bevor die ersten Schauer sich über uns ergießen. Es wird etwas böig, aber keine Winddreher. Sehr gut, denke ich. Winddreher am Morgen müssen ja auch nicht sein. Dafür wird es langsam hell. Und wir stehen bereit, denn Peer, unser Kapitän, hat heute seinen Ehrentag und das erste Ständchen erhält er von Wache 2: Wie schön, dass du geboren bist!
Jeden Morgen hat der Sonnenaufgang etwas Magisches an sich. Der Tag erwacht und wir können die Wellenberge sehen. Schön sieht das aus, weiße Schaumkronen rauschen an uns vorbei. Das heißt aber auch: heute keine Royal auspacken, da der Wind doch recht kräftig ist und noch zunehmen soll. Kurz bevor die Sonne dann wirklich aufgeht, schießen wir mit dem Sextanten noch den Mond und die Venus. Mit der Sonne klappt das Errechnen der Position schon ganz gut, Mond und Venus sind da schon herausfordernder, aber Übung macht ja den Meister.
So brüten Andreas und ich später zusammen über den Rechnungen, erhalten aber ein Ergebnis, mit dem wir fürs Erste zufrieden sind.

Kurz vor Ende der Wache ist es dann wirklich hell, wobei der Morgen noch ganz unverbraucht daliegt, er gehört ganz uns. Jeder hängt seinen Gedanken nach, einige zu zweit, andere lieber für sich. Ein kurzer Blick aufs Radar, alles passt.

Andreas und ich schauen unsere Wache an, schauen uns an. Wir sind mittlerweile schon seit dem 25.11. auf der Roald und auf See, trotzdem ist jeder Tag anders, schön und herausfordernd. Warum macht man das? Man fühlt sich so nah und lebendig, man wird herausgefordert und man muss ganz schön zurückstecken. Aber da ist auch diese tiefe Zufriedenheit, die man sonst selten spürt. Oder jedenfalls nicht so ungefiltert wahrnimmt. Am besten ist, dass wir diese Momente zusammen erleben können.

Viele Grüße nach Hause von Andreas und Laura

– Robin, mein allerliebster kleiner Lieblingsbruder! Ich wünsche dir alles Liebe und Gute zu deinem 30. Geburtstag. Wir werden es gebührend nachfeiern. Fühl dich gedrückt. Hab dich lieb, Nina. Liebe Grüße auch von Miriam.
– Grüße von See, Moritz
– An meine Liebsten daheim und die besten Kinder: Zoe, Marvin und Louis,
das Meer und der Wind zeigen uns heute einen kleinen Teil Ihrer Kraft und bringen mich schnell wieder in eure Arme <3 <3 <3 Raoul
Zu meinem Geburtstag wurde ich reich beschenkt. Frischer Wind, eine unversehrte Besatzung und ein heiles Schiff. Nur meine Mädels fehlen mir zu meinem Glück! Alles Liebe von der Roald – Peer