Tagesmeldung vom 04.02.2023
Zwischen den Britischen Jungferninseln
Position 18°34,9 N|064°24,1 W
Kurs, Speed 345 | 0,25kn
Etmal 6nm
Wind ENE – 5bft
Luftdruck 1023 hpa
Bedeckung 2/8
Temp (L/W) 27°C, 26°C
Fein, fein.
Der vorletzte Tag des Törns beginnt für mich mit feinstem Fast-Vollmond bei der Ankerwache von 2- 4 Uhr, mit Ausblick auf ein feines Kreuzfahrtschiff.
Entschuldigung, einer Motorjacht mit ähnlich hohem Wert und einer Beleuchtung weniger feinen Geschmacks. Mit einem Lächeln im Gesicht macht sich doch etwas Wehmut breit. Es ist mein erster Törn mit der Roald, ein letzter Törn, eine sehr intensive Atlantiküberquerung liegt ewig zurück. Was nehme ich, was nehmen wir mit? Was ist aus uns geworden?
Der Genuß der bisher feinsten Brötchen des Törns wird jäh gestört von einem der in den letzten Tagen eher selten gewordenen karibischen Regenschauern. Ein betrüblicher Nebeneffekt für den Kapitän, ein nasser Rücken auf dem vermeintlich besten Platz für die beste Übersicht unserer bunten Truppe.
Unsere sonnenverwöhnten Gemüter mögen kaum loslegen, mit dem Verstauen der Decksbestuhlung, des Sonnensegels, dem Anker lichten. Die Handgriffe dazu sind uns inzwischen ins Blut übergegangen.
Kurz vor Abfahrt gelingt es uns endlich, unseren größer werdenden Müllberg ordnungsgemäß an eine längsseits gehende „Müllbarkasse“ zu übergeben und wir können durch das Nadelöhr der Bucht wieder loslegen – Auf Richtung Sand-Island diese Insel von der die britische Königsfamilie ihren jährlichen Sa… äh SALT-Island! Sie bekommt ihren Salz-Tribut aus den natürlichen Salinen.
Das Segel setzen, die Anweisungen dazu werden bereits erahnt, es klappt wie am Schnürchen. Die Sonne will heute nicht so ganz rauskommen. Schauer, Böen, Brecher. Ich persönlich habe weder nach Stränden oder Schirmchen-Getränken gesucht. Auf meiner Suche nach fremden Kulturen, völlig anderen Landschaften und Vegetationen wurde ich damit auch belohnt. DAS aber ist für mich feinstes Segelwetter, das warum ich wieder auf ein solches Schiff musste. Der Wind um die Nase, von einer Seite nass, brennende Muskeln, erfolgreiche Halse unter super funktionierendem, übernommenen Kommando unserer verschmitzten zweiten Steuermänner, II.I und II.II. Die „Trümmerwache“ funktioniert…feinstens!
Immer wieder kreuzen gecharterte Motorboote und Yachten mit feiernden Menschen an Bord unseren Kurs – wir sind hier die Exoten in diesen exotischen Gewässern der Reichen und Schönen. Sie bestaunen und begrüßen uns. Wir bestaunen uns. Was ist aus uns geworden in den letzten zehn Tagen?
Wir setzen die Segel, erreichen unser Ziel, haben die Bucht nur für uns, setzen den Anker und wollen… Die Pfannkuchen die unser Smut heute zauberte. Erst dann packen wir viele unserer Segel hafenfein. Schön gefaltet und gezeisert. Bei einem der schönsten Sonnenuntergänge des Törns. Die viel versprochene Führung durch den Maschinenraum eröffnet uns noch unbekannte Einblicke in bisher unbekannte Herzstücke des Schiffes.
Es geht dem Ende zu. Gruppenbilder werden geschossen, Adressen getauscht, Resümees in den einzelnen Wachen werden gezogen. Es war für viele etwas völlig Neues und für den Stamm einiges anders.
Was ist aus uns geworden?
Eine feine Truppe, bei einem einzigartigen Törn. Für viele war es das erste Mal auf solch einem Schiff, für viele bestimmt nicht das letzte Mal.
Henning
One Response
Eine besonders schöne Tagesmeldung, danke!