Tagesmeldung vom 04.01.2024

Törn 0833 | Transatlantik mit Brigg
Zwischen Kap Verden und Martinique

Position 16°45,7′ N|043°24,7′ W
Kurs, Speed 262 | 4,5kn
Etmal 108nm
Wind NNW – 4bft
Luftdruck 1020 hpa
Bedeckung 2/8
Temp (L/W) 27°C, 27°C

Nicht immer ist es so, dass auf Traditionsseglern der Tag mit purer Action, Piratenangriffen und Meutereien beginnt. Manchmal beginnt ein Tag auch im Schein des Mondes und der Sterne und in einer kleinen Runde, die andächtig dort hinauf sieht und sich gerne auf tiefsinnige Gespräche einlässt, unter jenem weiten Himmel und mit der See bis zum Horizont.
Wir sprachen über die Großmeister der Fantasy und deren umfassenden Werke und Leistungen, die uns aus dem tristen Alltag, den wir außerhalb der Roald erleben, herausreißen und die stets in einem Atemzug genannt werden – Tolkien, Pratchett, Moers. Sie entführen uns in ferne Welten und Abenteuer, von denen wir nun nicht mehr zu träumen brauchen.

Doch auf einmal begann das Abenteuer des Tages – Royal setzen, Brassen, Klar Deck. Wir sind mittlerweile eins mit dem Schiff geworden – mit seinem Stahl, mit den Planken und den Tampen. Ein Wort des Toppsgasts und alle stehen am Platz – Muskeln so stählern wie das Schiff, Mannschaft und Schiff verbunden wie in der Flying Dutchmann. Des Toppsgasts Wort ist Befehl, der Steuerfrau Anweisung Gesetz. Segel spannen sich majestätisch im Wind, ein wahrhaft herrliches Bild.
Wachwechsel, Frühstück. Es ist Seemannssonntag – das bedeutet: es steht Ei auf dem Speiseplan – die Backsckaft kredenzt uns zu Wurst, Käse, Marmeladen und Honig köstliches Ei in gerührter und gekochter Form. Selbst die Brötchen sind mit Milch und Ei überstrichen. Wir schlemmen.
Während des Vormittags wurde die Großroyal endlich fertig geflickt, nach tagelanger Schweißarbeit in schwindelerregender und schwankender Höhe. Auch wurden Belegnägel neu beschichtet, fleißige und geschickte Hände waren hier am Werk, Hand in Hand nimmt die Arbeit ihren Lauf.
Die Backschaft gab alles um uns ein weiteres Highlight zu bieten (manche behaupten, es war das beste Mahl bisher) – Spaghetti Carbonara.
Damit bestimmte mechanische Bestandteile dieses Schiffes nicht dem Rost anheimfallen, wurden sie unter Torsion gesetzt. Gleichzeitig erfuhren wir eine unerwartete Akkleration und nähern uns nun in Windeseile dem Ziel.
Nachdem bereits die Nachtwache behauptet, Wale gehört zu haben, gab es im Laufe des Nachmittags gleich mehrfach das Glück, diese majestätischen Wesen aus nächster Nähe zu betrachten. Hermann, der seine Arbeit – das Labsalen – für einen kurzen Augenblick unterbrach, um seinen Blick über den azurblauen Ozean schweifen zu lassen, entdeckte sofort mit seinem geschulten Auge den gigantischen Meeressäuger, und so oblag ihm die Ehre, ihn benennen zu dürfen. Und er taufte ihn auf den Namen Primeri Enani. Er erschien an Steuerbord, begleitete und umkreiste uns, schraubte sich unter dem Schiff hindurch, um Backbord wieder aufzutauchen. Bei seinem täglichen Workout hielt er locker mit uns Schritt.
Auch eine Delfinfamilie beglückte uns mit ihren akrobatischen Höchstleistungen für einige Minuten.
Weiter ging das Programm mit einem Wettervortrag von Jörn – wir lernten viel über die Druckausgleiche der Erde, das Azorenhoch, das Islandtief und Kreise gleichen Luftdrucks, wie man sie auf Wetterkarten findet, nur dafür geschaffen, Schiffe wie das unseres
über die Wellen zu tragen, stets ihrem Ziel entgegen.
Anschließend gab es keine karge Kost, doch Kaffee und kulinarisch kolossale Kekse, die wir bei Sonnenschein auf unserem wunderschönen Deck verzehrten. So geht ein weiterer Tag an Bord der Roald Amundsen dem Horizont entgegen – gespannt warten wir auf die Abenteuer, die uns die Nacht noch bereithalten mag. Doch davon, liebe Leser, werden wir an gleicher Stelle, doch einem anderen Tag, berichten.
Gehabt euch wohl, eure Textetipper Daniel K. und Christoph R.

Liebe Karo, liebe Kinder viele Grüße vom Atlantik, ich denke immer an Euch – Markus

Liebe Mutti, leider habe ich nur den Wal sehen können – er war aber unfassbar ästhetisch und anmutig. Liebe Anna, bitte teile Jona mit, dass ich beim Anblick des Wales an ihn gedacht habe. Lieber Franz, in voraussichtlich 10 Tagen werde ich dich endlich wieder anrufen können. Ich kann es kaum abwarten und denke oft an dich. Hab euch lieb <3 Mi corazón, yo t’echo de menos <3 Liebe Lena, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Jörn Eine dicke Umarmung an die besten Kinder der Welt: Zoe, Marvin und Louis
Euer Papa Raoul

Dicker Knutscher für meine Mädels. Miss you! Pp.

Laura grüßt heute Z. Habe viel zu berichten, wenn ich wieder da bin.
Andreas und Laura grüßen zusammen die Lieben zu Hause.

Ich vermisse Euch, alle zusammen – Daniel P.

Delfine  Check, Wal(e)  Check – Viele Grüße an Micha und Romano nach Tazacorte

Hallo Kleene, wie angekündigt kein mündlicher Geburtstagsgruß. Vergessen hab ich`s zum Glück nicht. Alles Gute und bis bald, Hermann