Tagesmeldung vom 28.01.2024
Törn 0834 | Atlantische Amphidromien
Hafen Fort de France, Martinique
Position 14°36,1′ N|061°03,7′ W
Kurs, Speed 0 | 0 kn
Etmal nm
Wind NNW – 3bft
Luftdruck 1018 hpa
Bedeckung 2/8
Temp (L/W) 28°C, 27°C
„Immer da wo Du bist, bin ich nie.“ [Element of Crime]
Eines vorweg: Martin, Du hast nichts verpaβt. Das Eggenfeldener Pfarrkirchenstraβenwasser sieht viel besser aus als dieses türkis dahingeworfene, von allerlei anderen Farbtönen, wie wir sie von nachbearbeiteten Postkarten kennen, unterbrochene, salzig vor sich hin wogende Wasser. Was ist das Meer gegen einen Traktor.
Die anderen Zurückgebliebenen, vermisst wie gegrüβten*, haben einen sehr schönen, mit diversen Wort-, Rede- und Gedichtbeiträgen sowie einer Lesung und einer unfaβbaren Tanzperformance der «Roald Sea Devils» gespickten Crewkulturabend versäumt, dessen fröhliche Überreste von der nulvierer Hafenwache zu Koje mövriert wurden.
Selbstverständlich waren beim sogenannten «Toppsi-Frühstück» alle wieder hellwach und an Deck und als der Kapitän beim nun aber wirklich fast allerallerallerletzten All-Hands die Besatzung begrüsste, war das vom uns gegenüberliegenden schwimmenden Plattenbau namens «MSC Seabird» zurückschallende Echo unseres Gruβes so groβ, daβ der Kapitän seine Hilfskräfte beauftragte, die Crewlisten nochmals zu überprüfen.
Danach folgte das übliche, immer wieder beindruckende Schauspiel: paralleles Reinschifftanzen aller Wachen, Kofferpacken, Gurte abgeben, plappern, quatschen, rauchen. Nur der Maschinist bewachte die Brücke als wolle ihm eine(r) sein Dach überm Kopf abmontieren. Das ist selbstverständlich frei erfunden, lieber, geschätzer Andreas, aber loben darf man Dich ja nicht, sonst programmierst Du den Trockneralarm vor unseren Kammern wieder auf vier Mal pro Wache. «Bitte rufen Sie den Kundendienst an!» Oder wecken sie dessen Aussendienstmitarbeiter in der gegenüberliegenden Kammer 01.
Und dann: das wirklich allerallerallerallerletze All-Hand, 11h00. «Und jetzt, Herr Kapitän?» «Jetzt gehen wir zurück aufs Lager und warten auf die Ablösung!»
Crewwechsel? Crewwechsel sind immer so eine Sache: Die einen sind noch nicht richtig weg, die anderen noch nicht richtig da. Die erste, die das Schiff verläβt, hinterläβt dem Rest den faden Geschmack des bevorstehenden Abschieds. Der erste, der das Schiff besteigt, scheint fremd. Es hat nichts mit den Individuen zu tun, es ist die Öffnung des Tores unserer kleinen Welt, die schmerzt. Was wir dagegen tun können? Wiederkommen! A bientôt, Roald et tes Amis.
*Janina, Annette die I., Barbara Emilie, Corinna auf dem Sofa, der groβe Prinz, Frau K. aus M., Frau H. aus H., die tapferen Waldorfschüler*innen, Hilde und die groβe Vorsitzende, Mamma Heide und natürlich aber nein: ich freue mich – s.o. – auf nächste Mozartsche Requiem, zu dem Du nicht mit mir hingehst.