Tagesmeldung vom 18.08.2024

Törn 0858 | Sail Sassnitz
fest im Hafen von Sassnitz
Position 54°30,8′ N|013°38,6′ E
Kurs, Speed 170 | 0,0kn
Etmal 13nm
Wind ENE – 2bft
Luftdruck 1012 hpa
Bedeckung 8/8
Temp (L/W) 22°C, 21°C
Auszug aus dem Tagebuch des Molentürmchens:
[Donnerstag der 15. August war ..] Ein wunderschöner Tag. Lauter kleine Schiffe fahren hier an mir vorbei. Auch die lauten Hafendampfer. Eigentlich wollte ich jetzt schlafen gehen, weil ich ja die ganze Nacht gearbeitet habe, aber dort in der Ferne nähert sich mir ein wohlbekanntes Segelschiff. Ganz sicher bin ich mir nicht, ist es denn etwa schon so weit? Tatsächlich, sie kommt näher und jetzt erkenne ich es genau: Es ist die ROALD AMUNDSEN! Wie jedes Jahr kommt sie mich im Sommer besuchen. Die kleinen Menschen an Deck wuseln durch die Gegend und bereiten ein Anlegemanöver vor. Der Anker fällt und landet im Hafenbecken. Ein Kommando hier, ein Kommando dort und schon liegen sie an der Pier. Nach und nach verschwinden viele der kleinen Menschen über unsere schöne Sassnitzer Hafenbrücke in Richtung Bahnhof. Und dann legt die Roald wieder ab. Die wollen doch nicht schon wieder fahren?!
Aber nein, alles gut, sie bleiben da. Jetzt liegt sie fest… Sage und schreibe 50m weiter…
Die Roald ist aber natürlich nicht das einzige Schiff, hier liegen zusätzlich noch die Ernestine, die Berta von Lassan und die Baltic Beauty.
Freitags startet dann die Sail Sassnitz. Auf der Bühne im Hafen und auf dem Wasser ist sehr viel Betrieb. Ich komme kaum zur Ruhe, denn alle Schiffe fahren mit Gästen nach draußen in Richtung der Kreidefelsen, die ich hier jedes Jahr an jedem Tag sehe. Was daran so besonders sein soll, weiß ich aber bis heute nicht.
Durch die vielen Ausfahrten kommen alle ganz nah an mir vorbei und ich erkenne viele Crewmitglieder aus den letzten Jahren wieder. Wie schön, euch auch dieses Jahr hier zu haben!
Es ist ein großartiger Anblick, wenn die Schiffe nebeneinander segeln, obwohl der Wind teilweise leider ein bisschen einschläft.
Der Tag zieht vorbei, die Schiffe fahren aus und ein. Während die Roald ihren Anker lichtet, räumt sie gleich mein Hafenbecken noch ein bisschen auf. Eine Zeltplane, eine Gardine und jede Menge Hafenschlamm sehe ich im Augenwinkel an ihrem Anker hängen. Natürlich wurde alles ganz brav mit dem Bootshaken an Bord und in eine Mülltüte verfrachtet.
Am Abend kann selbst ich von Weitem die Lasershow erkennen, die sich über die Fassaden der Häuser zieht.
Neuer Tag, neues Glück. Diesmal geht der Trubel schon um 11:00 Uhr morgens los. Doch der Rest ist inzwischen schon Routine. Hin und her flogen die Wurfleinen, bis es schließlich eine Verbindung zwischen Schiff und Land gab. Man musste sich vor den Wurfgeschossen in Acht nehmen und auch der backenbärtige Seenotretter blieb erfolglos mit dem Treffen der Leine.
Gegen 23 Uhr bekam ich dann tatsächlich Besuch. Teile der Crew liefen den langen Weg auf der Mole – selbst mit kaputtem Fuß – um so nah wie möglich zu mir zu kommen, obwohl ich dieses Jahr nicht in schickem grün-weiß zu sehen bin, sondern ein Baugerüst um mich herum trage. Die Schiffe wurden bunt angestrahlt und mit gesetzten Segeln sorgte das für eine magisch-maritime Untermalung des ausgelassenen, zur Musik tanzenden Volkes.
Der letzte Tag begann mit einer dicken Wolkendecke. Leichter Nieselregen bescherte der Crew eine morgendliche Dusche beim Segelauspacken. Doch mit den neugierigen Gesichtern der an Bord kommenden Gäste strahlte auch die Sonne vom Himmel.
Und dann geht alles wieder von vorne los. Ablegen, Anker hieven, Segel setzen, Halse fahren, Segel bergen, Anker fallen lassen, anlegen. Ablegen, Anker hieven – ich denke mal, ihr wisst, wie es weiter geht…Doch die letzte Fahrt war anders: Die Roald war länger auf See und die Gäste haben Essen mitgebracht! Was ist denn da los?
Nun, das war wie jedes Jahr der Nautische Verein. Viele interessierte Menschen forderten die Stammcrew mit ausgefallenen Fragen. Während die Gäste den Kuchen stellten, stellte die Mannschaft nicht nur die Segel und das Schiff, sondern auch das Geschirr und den Grill.
Echtes Teamwork eben.
Ansonsten erfolgte noch ein reibungsloser Crewwechsel, der wie immer leider auch ein großes Abschiednehmen bedeutet 🙁 Liebe Grüße nochmal an euch alle, hoffentlich sehe ich euch nächstes Jahr wieder!
Kurz bevor es für mich dann wieder an die Arbeit geht und meine Lichter erleuchten, beobachte ich noch das Segel beifangen der neuen Crew. Wie immer: Pragmatisch, praktisch, gut!
Damit ist das letzte Wort gesprochen und die Sail Sassnitz 2024 ist vorüber.
Doch halt – das letzte Wort soll noch nicht ganz gesprochen sein, denn auch wir wollen unsere Grüße noch loswerden:
Grüße an das Kleingemüse von Nina und Lina (oder Lina und Nina?)
Head of Vorschiff grüßt die Vorschiff-Gang (Anker ist in der Klüse :))
Lotta grüßt Tom (glauben wir zumindest)
Kleingemüse grüßt Lissi