Tagesmeldung vom 11.11.2023
Törn 0830 | Biskaya: für die Seebeine.
Am südlichen Ende der Biskaya
Position 45°13,8′ N|009°40,6′ W
Kurs, Speed 275 | 5,7kn
Etmal 137nm
Wind WNW – 7bft
Luftdruck 1008 hpa
Bedeckung 8/8
Temp (L/W) 15°C, 15°C
Heute ist Sa. 11.Nov.2023, Tag 20 unserer Seereise.
Morgen vor drei Wochen haben die Schüler/innen das Schiff, die Roald Amundsen, in Eckernförde betreten.
Über die Anlegehäfen Kiel, Helgoland und Portsmouth werden wir mit Vigo in Spanien unseren vierten Anlegehafen erreichen. Dann haben wir etwa 1500 Seemeilen (2700 km) zurückgelegt.
Wir sind also kurz vor dem spanischen Festland: BUENOS DIAS ESPANIA!
Die 24 + 2 Menschen aus Berlin und die 18 Crew-Mitglieder freuen sich auf die malerische Hafenstadt Vigo, und besonders auf den festen Boden unter den Füßen!
In der Wissenschaft werden recht nüchtern die 3 Aggregatzustände fest, flüssig und gasförmig unterschieden. Das Feste ist für die Aufrichtekraft im Menschen eine wesentliche Voraussetzung. Jedes menschliche Wesen richtet sich mit anhaltender Willenskraft gegen die Schwere, vertrauend auf den festen Untergrund, auf und entwickelt damit auch die eigene Persönlichkeit.
Wird dieser feste Untergrund auch nur ein wenig in Frage gestellt, z.B. durch Schwanken oder Schaukeln, beeinträchtigt das bei vielen Menschen das Wohlbefinden. Übelkeit, Mattheit schränken dann die Aktivitäten derjenigen Menschen mehr oder weniger stark ein.
Viele an Bord (auch Crew-Mitglieder und Lehrer) haben diese Phasen durchlebt.
Beeindruckend zu erleben, wie die einzelnen dieser Lebenssituation begegnet sind. Von kurzem Kopf über die Reling halten, bis in die Koje legen (nach Absprache mit dem Arzt an Bord), war vieles vertreten. Der schnellste Weg zur Besserung war, sich diesem Unwohlsein entgegen zu stellen. Z.B. an Deck den Horizont zu betrachten (feste Linie im Blick halten) oder dem Magen dennoch leichte salzige Nahrung anzubieten.
Insgesamt haben die Schüler/innen hier Großes geleistet und wichtige Erfahrungen gemacht.
Und das Schiff wurde dabei weiter sicher und gekonnt durch die teilweise 4m hohen Wellen des Atlantiks bewegt !!! !!!
Hier einen großen Dank an die Stammcrew, die immer bereit ist, die entstehenden Lücken zu schließen und einspringt, wo diese entstehen. Egal ob an Deck, in der Kombüse oder bei anderen Diensten.
Die Dienste an Bord haben für die gesamte Besatzung und das Schiff eine außerordentlich wichtige Bedeutung. Während der Wachen an Deck liegt die gesamte Verantwortung für das sichere Bewegen des Schiffes in den Händen dieser Wache. Alle anderen Menschen verlassen sich darauf.
Die eingeteilten Backschafts-Dienste sind für die Zubereitungen der Mahlzeiten für alle zuständig. Auch das muss klappen, da nach einer Wache in Wind und Regen, die Freude auf eine warme und leckere Mahlzeit, sehr berechtigt und wichtig ist.
Diese Pflicht einzuhalten ist notwendig! Und diese Pflicht wird von jedem verlangt. Verschlafen oder Unwohlsein ist kein Grund, dieser Aufgabe auszuweichen. Auch gegen Widerwillen müssen diese Aufgaben übernommen werden. Das wird auch eingefordert.
Auch hier zeigt die Lernkurve bei vielen Schüler/innen nach oben. Die Crew-Mitglieder dienen hier als Orientierung und auch als Vorbild.
Auch wenn das Schiff teilweise stärker schwankt und schaukelt, kommt doch nie ein Gefühl der Unsicherheit auf. Durch zusätzliche tonnenschwere Lasten, die im unteren Boden des Schiffes verbaut wurden, richten sich die beiden Masten nach einer Neigung sehr rasch wieder in die lotrechte Position auf.
Die Dienste an Bord während das Schiff bewegt wird haben Vorrang. Bleibt in den Wachen (drei mal 8-Stunden Wachen pro Tag zu je 4-Stunden-Einheiten) zu Routinediensten Zeit, wurde die für Unterrichte genutzt. Es wurde die Trigonometrie begonnen, Dreisatz, Gleichungsumstellungen wiederholt und Navigationsaspekte behandelt. Dazu wurde das Englische bei Führungen in Portsmouth, in den Wachen und im Kontakt mit Engländer/innen praktiziert. Und in der Kombüse läuft hin und wieder englische Musik, bei der mitgesungen wird……
Über die Tage konnte bisher viel erlebt werden, ja, wir werden auch viel gefordert. Und dabei wachsen uns an Stellen ‚Muskeln‘ die wir noch gar nicht kannte oder erst später kennen lernen werden.
Liebe Eltern, DANKE für Ihr Vertrauen, dass Sie uns Ihre Töchter und Söhne für dieses außergewöhnliche Projekt anvertrauen.
Und wir haben noch viel Schönes, Wichtiges und Neues vor uns.
Wolfgang Borning
(Lehrer, 10.Klasse)
Liebe Leute an Land, liebe Eltern
Heute mussten wir erst gegen widrige Winde aus Südwest ankreuzen, mittlerweile hat der Wind auf West gedreht und wir fahren mit südlichem Kurs auf Cap Finistere zu. Morgen früh haben wir die Biskaya hinter uns gelassen und fahren in spanische Gewässer ein. Die Gastlandflagge liegt bereit, der Liegeplatz im Stadtzentrum ist bestätigt.
Herzliche Grüße von Steuerfrau Karo und Kapitän Uli