Tagesmeldung vom 07.04.2024

Törn 0839 | Kurs auf Zuidersee
östlich Harwich, Nord gehend

Position 51°46,7′ N|002°18,1′ E
Kurs, Speed 045 | 7,8kn
Etmal 124nm
Wind SSW – 6-7bft
Luftdruck 1013 hpa
Bedeckung 0/8
Temp (L/W) 13°C, 11°C

Die Neun-Halsen-Nacht

Zum Wachwechsel 8 – 12 am Abends des gestrigen Tages, wurden wir bei insgesamt grauem Himmel von einem phantastischen Sonnenuntergang empfangen. An einem kleinen wolkenfreien Streifen am Horizont versank ein strahlender Feuerball im Meer. Mit diesem Bild fuhren wir langsam in den Flaschenhals einer der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt ein, die Meerenge des Ärmelkanals zwischen Calais und Dover. Zunächst segelten wir nahe der französischen Küste, einem durch Beleuchtung und Leuchttürme bekränzten Landstreifen, Richtung Nord-Nordost. Der Steuerleute mussten streng auf den richtigen Kurs achten, was bei achterlichem Wind anspruchsvoll war. Dies forderte alle nächtlichen Wachen heraus, die mehrere Halsen während ihrer Wachzeit absolvierten, was der Nacht den Namen ‚Nacht der neun Halsen‘ einbrachte.

Wache 4-8 hatte dann das Erlebnis, die engste Stelle zwischen Dover und Calais zu passieren und die Roald quer zum Verkehrstrennungsgebiet, die von mächtigen Schiffen genutzten Wasserwege, zu durchsegeln, um die nordöstlich gelegenen englischen Seegebiete zu erreichen, wo wir mehr Platz für ein Schiff wie die Roald fanden.

Der Morgen empfing uns mit strahlend blauem Himmel, südwestlichen Winden um 5 und die westliche Nordsee lag vor uns. Tolles Wetter zum Segeln.

Das Sonntagsfrühstück mit Ei war lecker und damit konnten wir unsere Wache gut vorbereitet beginnen. Der Wind frischte noch etwas auf, blieb in seiner Richtung aber leidlich konstant, so dass der Vormittag mit Trimmen von Segeln und Schulung der Trainees, auch in Sachen ‚Rein Schiff‘, verbracht wurde. Der stetige Wind hatte aber auch eine zunehmende Welle zur Folge, was die Arbeit, z. B. in der Kombüse nicht einfacher machte. Dennoch hat die Backschaft ein leckeres Mittagessen gezaubert, was mir die nötige Bettschwere bereitete und einen Mittagsschlaf in meiner Koje bescherte. Ich war ja durch den Törn Azoren-Cherbourg gut auf höhere Wellen vorbereitet und habe bestens geschlafen.

Herzliche Grüße an meine liebe Mecki und alle, mit denen ich nach Cherbourg gesegelt bin.
Micha