Tagesmeldung vom 15.02.2023

Tagesmeldung vom 15.02.2023

Tagesmeldung von Bord
Törn 0796 | Jost van Dyke – Bermuda
Atlantik Position 30°25,8′ N|064°48,4′ W
Kurs, Speed 021 | 5,1kn
Etmal 121nm
Wind NNE – 3-4bft
Luftdruck 1020 hpa
Bedeckung 3/8 cu
Temp (L/W) 25°C, 24°C

Mitternacht. Noch leicht verschlafen wird die aufziehende erste Wache an Deck direkt mit der harten Realität konfrontiert. Nix mehr mit dem schönen Rahsegeln der vergangenen Tage und Ruhe an Deck, ganz im Gegenteil. Überall spürt man das sanfte Vibrieren der Maschine, wir arbeiten uns nun mit lediglich mit Stagsegeln und Motorunterstützung gen Norden voran, da uns ein Hochdruckgebiet einen Strich durch die Segelpläne gemacht hat.

Nachdem wir 6 h vor Wachbeginn noch damit zu kämpfen hatten, uns zwischen Pardune und Rah durchzuquetschen, um die Segel beizufangen, zwischendurch immer wieder durch Vorsegelschoten oder wahlweise durch ein Fast-aus-der-Koje-Fliegen aus den süßen Träumen gerissen worden sind, ist nun eine Wende angesagt. Nun gut – Mit Stagsegeln und Maschine kann da ja nichts schiefgehen.

Doch zunächst muss der Außenklüver runter, nachdem dieser uns in den vergangenen Stunden so treue Dienste geleistet hat, stört er nun irgendwie eher. Stattdessen soll das Vorstengestag hoch, welches wir tags zuvor geborgen hatten. Immerhin ist die Naht in der Vorobermars wieder heile, dank Bootsmann-Toppsi, Bootsmann-Assi-Toppsi und einer fleißigen Deckshandanwärterin.

Nun heißt es, im Dunkeln wieder raus auf den Klüverbaum, während der Bug immer wieder eintauchen will und die Wellen am Bug schäumend nach oben spritzen. Immerhin werden nur die Füße nass, während an Deck das Brassen beider Toppen beginnt. Wachwechsel? Verschoben, zu wenige sind wir, als dass wir es mit unserer Maschinencrew und halbierten Wachen entspannt schaffen würden, beide Toppen zu brassen. Schritt für Schritt arbeiten wir uns voran, aber als der Innenklüver rüber soll, hakt die Schot dann trotz gründlichster Vorbereitung doch unter der Nagelbank der Niederholer. Also: Klar bei Fall, Lass fallen – Während sich der verbliebene Toppsi zwischen den Schoten zum Niederholer hindurchkämpft. Nunja, das Segel will schließlich doch eine kurze Ruhepause einlegen, bevor es zusammen mit dem Großstengestagsegel und dem Vorstengestagsegel wieder gesetzt wird.

Schließlich heißt es mit ner guten Stunde Verspätung doch „Goude Ruh“ für die dritte Wache, während das Deck klariert und der Brötchenteig angesetzt wird – Um dann um 2 Uhr direkt die zweite Hälfte der Wache zu wecken, die noch mehr oder weniger selig in den Kojen von einer auf die andere Seite rollt.

Um vier geht es schließlich auch für die letzten der Wache 1 in die Koje, um sanft in den Schlaf gewiegt zu werden, lediglich unterbrochen durch das Bergen der verbliebenen Vorsegel, was ab diesem Moment das Schlafen (zumindest im Messelogis) zu einer Achterbahnfahrt macht. Immerhin macht der Porridge von Jens, sowie ein fantastischer Obstsalat all die Müdigkeitsstrapazen wieder wett, auch wenn nebenbei einzelne Brötchen und Marmeladengläser beschließen, spontan die Flugschule zu besuchen.

Nach dem ersten Messingputz-Versuch seit gefühlt mehreren Wochen – schließlich ist die letzte Flasche Poliermittel fast komplett leer – und komplexen Diskussionen am Ruder, ob der Kompass zum Kurshalten denn wirklich so wichtig sei, wenn dieser poliert werde, wird das Messingputzen mit der Diskussion beendet, ob man einen Lada lieber Camouflage-farben, pink oder doch lieber bunt färben sollte. Fazit unserer Diskussion: 2K-Lack hilft besser gegen Rost als jede Spraydose! Allerdings: Abflüsse für Regenwasser baut sich das Auto jederzeit auch selbst.

Zum Wachwechsel laufen die geheimen Vorbereitungen für den Bord-Karneval, bei dem ausgerechnet wir Nordlichter irgendwie so gar keine Ahnung haben („Was ist denn Karneval? Das ist doch Fasching?“). Zum Glück sind genug Leute aus Köln/Bonn und Umgebung vor Ort. Zugleich beschließt die Deckshand der Wache eins, dass das Delegieren als Tagestoppsgast eine höchst entspannte Sache sein kann, erst recht, wenn man auf dem gepackten Großstengestagsegel liegend über das Deck surft. Wie ärgerlich, dass die kurze Einführung über die Lichterführung der KVR aus Kreide auf Deck doch schnell wieder durch die Wellen verschwindet…

Nachmittags stand dann schließlich im strahlenden Sonnenschein zwischen marineblauen Atlantikwellenbergen (ganz ohne Gischt, ein reines blau) noch Entertainment auf dem Programm: „Sicha mit Micha, Part II“, eine erweiterte Sicherheitseinweisung des Ersten Steuermanns in Überlebensanzüge, AIS-SARTs und Brandklassen, dicht gefolgt vom legendären „Holt-das-Stöckchen“, bei dem unsere Steuerleute und -Assistenten sich im Williamson-Turn übten und unsere MOB-Boje wiederholt erfolgreich aus dem Wasser zogen.

Zu guter Letzt durfte auch der Toppsi der Wache 1 Stöckchen fischen gehen, hier fehlte aber (So dieser selbstkritisch) noch einiges an Übung im Vergleich zu den altgedienten Meistern, nachdem erst der dritte Versuch erfolgreich war. Immerhin wurde das Rudergehen direkt zum perfekten abendlichen Fitnessprogramm. Fazit des Abends: Man muss wirklich mit dem Stampfstock voll auf die MOB-Boje zielen, dann gelingt das Fangen auch ohne Probleme.

Nun geht es weiter mit dem abendlichen Festkrallen am Kojenbettlaken und/oder Leebrett. Auf in den Karneval! Oder wie man wohl irgendwo im tiefsten Bayern (Alles südlich der Elbe ist ja Bayern) sagt: Kölle Alaaf!

Nina gratuliert ihrem Opa Arnold nachträglich ganz herzlich zum 93. Geburtstag

Herr Seemann, liebe Grüße an dich!

Zum Geburtstag alles Liebe und Gute, fühl dich ganz doll gedrückt Mama. Wir zwei schicken dir die besten Grüße.

2 Responses

  1. Gaby sagt:

    Geburtstagswünsche sind angekommen. Hab mich riesig gefreut. Ich drück euch auch.

  2. Ines Kersting sagt:

    Geburtstagsgrüße an Opa Arnold wurden weitergeleitet und er hat sich riesig darüber gefreut.

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