Tagesmeldung vom 05.09.2023
Törn 0821 | Kurland bis Wagrien
Tag in Kolberg
Position 54°11,0′ N|015°35′ E
Kurs, Speed 000 | 0,0kn
Etmal 23nm
Wind SSW – 3bft
Luftdruck 1026 hpa
Bedeckung 2/8
Temp (L/W) 24°C, 16°C
Gegrüßt wird gesamte Großseglergemeinde!
Unter all den letztens verfassten Tagesmeldungen befand sich schon lange keine mehr in G – musste ich mit Unzufriedenheit feststellen.
Und da sich meine Bordzeit diesen Sommer langsam dem Ende zuneigt und meine Wache das vorletzte Mal Reinschiffstation 3 (Messing, Deck, Tagesmeldung) besitzt, beschloss ich, dies Missgeschick selber in die Hand zu nehmen und weitere gemeldete Gegebenheiten zu sammeln.
Doch fest! Ich sitze gerade mit Mike an Deck und überwache die Schiffsinstandhaltung und die Pier, während das Thema Tagesmeldung zur Sprache kommt. Mike’s letzter Bericht ist wohl schon 3-4 Jahre her, also ist es dringendst an der Zeit, dass auch er als unser gesichtsältestes Stammcrewmitglied mal wieder eine Tagesmeldung verfasst. Die gemeldeten Gegebenheiten müssen wohl oder übel warten, Mike fasst für euch und uns alle den letzten halben Tag zusammen.
Ich zitiere:
Wir haben heute Dienstag, den 05.09.2023, 15:15 Uhr
Der Tag begann mit Sonnenschein und einem angemessenen Frühstück. Danach wurde ein polnisches Fischerboot vom 1. Steuermann persönlich aufgefordert, unseren Liegeplatz freizumachen. Woraufhin der Kapitän in einer unendlichen Güte ein All Hands ansetzte, um das Verholmanöver, das 2 Steuermannsazubis akribisch ausgearbeitet hatten, der Besatzung zu erläutern. Das Besondere lag darin, dass 1. eine 180- Grad-Drehung des Schiffes im Fluss, 2. nur unter Hilfe von Leinen- Menschenkraft und Strömung, geplant war.
‚Dir fällt auf, dass das wie ein Havariebericht ohne Havarie ist‘
‚Streiche Ähm, Setze:‘
Nachdem die Leinenhandler und die Decksbesatzung positioniert war übernahm der Kapitän persönlich das Kommando und ließ das Schiff langsam über Steuerbord quer zum Fahrwasser über 180 drehen. Die Strömung drückte uns an unseren endgültigen Liegeplatz, wo wir uns mit 4+2+ML sicher mit der Steuerbordseite festmachten. Signale wurden nach Vorschrift gezeigt. Das Ganze führte zu einem etwas verspäteten Mittagessen, wurde aber von der Besatzung mit gutem Humor aufgenommen. Nach angemessener Mittagspause meldeten sich 12 Stammbesatzungsmitglieder und freiwillige Helfer zum freiwilligen Schiffserhalt.
‚Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen.‘
Zitat Ende.
Mittlerweile sitze ich auf der Brücke, unter der Labsalplane im Schatten der brennenden Sonne, damit das Dinghi eingeholt werden kann. Zitat Kapitän: ‚Das Erdhörnchen in seinem natürlichen Habitat.‘
So stellt ihr euch vielleicht die Frage, wie man das alles kurz und knapp und ohne allzu langweilige Dopplungen in G verfassen könnte.
Lasst es mich versuchen.
Genügend geruht, gegessen und Gaffe getrunken, dazu gnadenlos gleißende Glühlampe von oben.
Dieses Gestirn gibt Grund für gurz getragene Glamotten und Geschwitze.
Großes Geputze, dann gemächliches All Hands.
Geplant: Gewende im geschmeidigen Gewässer, grundlegend ohne Großdiesel.
Gemeinschaftliches Gehole und Gefiere, um Großsegler gangbar zu machen.
Getriebe des Gewässers gibt letzten Grund, gesichert unsere Leinen festzugurten.
Ganz anderes geplant: Großseglerinstandhaltung!
Gefettet, Gelabsalt, Gespleißt und Geflext, alles glänzt und geht großartig genial gut!
Gelegentlich gibt Gewäschetrocknung Geist auf- Geschirrtücher geschickt an Geseile gebändselt, damit durch gleißendes Gestirn Grapschertücher gelüftet und getrocknet wird.
Geschirrhandtücher geflaggt!
Na Gustav- Gut geschlafen?
Gewürzgurken gegessen!
Gehirn auf G getrimmt.
Mit diesem Bericht verabschiede ich mich nach 51 vergangenen und noch 5 folgenden Tagen auf der Roald von euch treuen Leser*innen. Bis zur nächsten Tagesmeldung in G.
Gegrüßt wird gemeinsam die Großseglergemeinde!
Gesonderte Grüße an:
Amir und Paddy! Tanzt ein bisschen ohne mich!
Gristina und Nina aus alter Gache 2!
Gabelgang und alle kleinen konspirativen Versammlungsteilnehmer*innen!