Tagesmeldung vom 13.11.2025

Törn 0902 | Südkap Europa bis Makaronesien
Kurs Südwest Richtung Kanaren
Position 36°28,2′ N|006°38,0′ W
Kurs, Speed 245 | 5,5kn
Etmal 22nm
Wind SSE – 8bft
Luftdruck 1009 hpa
Bedeckung 8/8
Temp (L/W) 18°C, 18°C
Hallo aus dem Irgendwo. Nach der langen Rückfahrt nach Cádiz hätte man denken können, dass wir am nächsten Tag einen entspannten Start an Bord haben würden, um wieder ein bisschen anzukommen. Aber Fehlanzeige: Mein downfall begann bereits mit dem ersten Satz, den ich zu hören bekam – du hast Backschaft und wir fahren in viel Wind rein. Doppelt verloren!
Dass wir schon mitten drin waren, war mir spätestens klar, als ich meinen neuen Stammplatz an der Reling ergattert hatte. Ihr hättet mein Gesicht sehen sollen, als irgendwann jemand lachend auf mich zukam und sagte, dass das gerade das gute Wetter sei und es noch schlimmer werde. Ich dachte nur: Bitte was?! An der Reling war irgendwann meine ganze Hand im Wasser – so hoch waren die Wellen – und ihr wollt mir sagen, es wird noch schlimmer werden?
Heute bin ich außerdem ein stolzes neues Mitglied der Seekrankheits-Crew geworden, die gleich mehrere Neuzugänge für sich gewinnen konnte. Die Backschaft war auch nicht allzu ereignisreich – nur ein paar fliegende Teller und viel Hin- und Herlaufen zwischen Kombüse und Reling.
Nach der Backschaft konnte ich mich endlich raussetzen, um frische Luft zu bekommen und zuzusehen, wie die Wellen im Sturm teilweise das Vorderdeck verschluckten. Während der Wache haben Maya und ich Zwieback geteilt und immer wieder den Refrain verschiedener Lieder gesungen – unter anderem Paramores „Hard Times“, sehr passend.
Jedenfalls kann ich euch für heute berichten, dass es bisher nicht schlimmer geworden ist und das Wetter auch bald besser werden soll. Ich bin wirklich froh, dass ich die letzte Nacht im Hafen so gut geschlafen habe, denn diesen Schlaf werde ich als Vorschuss für die nächsten Tage dringend brauchen. Außerdem war das die letzte Nacht, bevor ich mein sogenanntes Lee-Brett wieder am Rand meines Bettes aufstellen musste, das mich vor dem Herausfallen schützt. Meine Lektion habe ich nämlich diesbezüglich schon gelernt: Ich lag da friedlich schlafend, plötzlich hörte ich einen Schrei, Sarah schaut völlig aufgeregt aus ihrem Bett – und sieht mich halb aus meinem Bett hängen, nur noch am Seil über mir festgeklammert. Naja, ein bisschen Sport kann nicht schaden ;D
Leonie