Tagesmeldung vom 17.09.2025

Tagesmeldung vom 17.09.2025

Törn 0896 | Walfisch querab
Travemünde, Ostpreußenkai

Position 53°57,4′ N|010°52,3′ E
Kurs, Speed 270 | 0,0kn
Etmal 0nm
Wind SW – 4bft
Luftdruck 1007 hpa
Bedeckung 8
Temp (L/W) 18°C, °C

Moin und Bonjour von der Roald!

Ein Blick aus dem Bullauge gegen 14 Uhr: der Travemünder Hafen, zur einen Seite die Pier gesäumt mit Publikum, zur anderen die Passat. Nach einer halben Stunde der nächste Blick hinaus: das Land ist weg, um uns herum nur noch Wasser! So ist das eben, wenn man als Teil der Backschaft in der Kombüse steht und statt Tampen und Segeln Besteck und Spülmittel in der Hand hält und vom Ablegemanöver nur wenig mitbekommt.
Aber von vorn: Nach einer ruhigen Hafennacht fiel heute Morgen nach einem Blick auf den Wetterbericht die endgültige Entscheidung: Wir können auslaufen. Höchste Zeit, finden alle auf der Roald. Travemünde hat zwar schöne Ecken aber uns zieht es wieder hinaus auf die weite See. Dafür fehlt allen Trainees aber noch das gewisse Know-How. Dafür gab es heute Morgen für alle drei Wachen verschiedenen Lerneinheiten und Sicherheitsrundgänge durchs Schiff. Danach sind Begriffe wie Tampen, Vorstengestagsegel oder Palstek keine Fremdwörter mehr und jeder weiß, wo sich Fallen, Schoten und Niederholer befinden. Das ist auch nötig, denn schon bald danach wollen wir auslaufen, in den nächsten Seetagen steht außerdem das Manöver „Halse“ an, die heute an der Pier schonmal trocken geübt werden konnte. Aber Trockenübungen reichen unserer Crew nicht, darum heißt es schon bald danach: Leinen los!

Unter den Blicken der der Schaulustigen an der Pier schaffen wir eine absolute Seltenheit: Wir legen unter Segeln und ohne Hilfe der Maschine ab! Wir setzen den Innenklüver vorne, als die letzte Achterspringleine los ist kommen die Untermarsen dazu. Noch im Hafenbecken schaffen wir eine Wende und können so unsere Roald in die richtige Fahrtrichtung versetzen. Ein tolles Fotomotiv für alle an Land und für uns eine schöne Teamleistung. Der Wind bläst in die Segel und treibt uns verlässlich Richtung offene Ostsee, die heute mit türkisenem Wasser schon fast Karibik-Feeling aufkommen lässt. Wir wollen möglichst viel vom Wind mitnehmen, deshalb werden auch die Obermarsen an beiden Masten gesetzt. Alle arbeiten zusammen, jeder packt mit an. Und obwohl es unser erstes Manöver ohne Maschine aus einem Hafen raus ist klappt alles gut. In der Kombüse wirkt alle so sanft und ruhig, dass man vom Ablegen fast gar nichts merkt. Beim Auslaufen grüßen wir die anderen Schiffe und die Verkehrszentrale mit drei langen Tönen, dem nautischen Gruß. Zurück grüßen die Fähre, die Passat und schließlich auch die kleineren Segler, ein paar von ihnen mit einer kleinen Trompete (das liest sich nicht nur ziemlich witzig sondern klingt auch so).

In einer Rauschefahrt geht es für uns immer weiter nach draußen, bei Kaffee und wie immer gutem Kuchen gönnen wir uns eine kurze Pause. Alle sind sich einig: das war wirklich ein eindrückliches, einmaliges Erlebnis. Die meisten sagen „Einfach wunderbar!“, „Da habe ich dann doch feuchte Augen bekommen und war stolz, dass wir das so gut geschafft haben“. Kurzum: Ziemlich ergreifend und beeindruckend, alle sind froh, das mitzuerleben. Für uns geht es weiter in der Lübecker Bucht, nach einer demokratischen Entscheidung kurz vorm Abendessen steht fest: wir wollen durchsegeln, am liebsten bis Freitag, bevor es zu einer Übung bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) bei Poel geht. Das ist natürlich noch vom Wetter abhängig, bedeutet viel Arbeit und heute die erste Nachtdurchsegelung in unseren Wachen. Wir sind gespannt und berichten morgen, wie es weitergeht!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert